Neue Alzheimer-Wirkstoffe: gefüllte „Pipelines“ wecken Hoffnungen

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

In den kommenden Jahren kann mit Ergebnissen mehrerer Phase-3-Studien zur medikamentösen Behandlung von Patienten mit der Alzheimer-Erkrankung gerechnet werden. Professor Dr. med. Klaus Hager  von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat die US-amerikanische Datenbank www.clinicaltrials.gov nach aktuellen Studien (Stand: 07.08.2021) zur Alzheimer-Erkrankung durchsucht und diejenigen Phase-3-Studien weiter ausgewertet, deren primärer Endpunkt eine Verbesserung der Kognition war. 

Im Fokus weiterhin Amyloid und Tau

Wie Hager berichtet, hat er 53 Studien gefunden. 32 Studien mit 25 Substanzen enthielten den Wirksamkeitsendpunkt Kognition. Sieben Studien zielen auf Beta-Amyloid sowie Tau. Bei 20 Substanzen wird eine die Krankheit verändernde Wirkung postuliert. Jeweils acht Studien sollen in diesem oder im kommenden Jahr beendet sein.

Auch „alte Bekannte“ noch auf dem Prüfstand

Zu den Wirkstoffen in Phase-3-Studien zählen nach Angaben des Autors außer Substanzen, die auf Neurotransmitter wirkten (z. B. Hemmung der Acetylcholinesterase) und monoklonalen Antikörper gegen abnorme Amyloid- und Tau-Proteine auch Entzündungshemmer, Antioxidanzien, Antidiabetika oder Nahrungsergänzungsmittel. Zu den Wirkstoffen, die sich in Phase-3 befinden, gehören auch ein paar „alte Bekannte“ der pharmakologischen Forschung, so etwa Resveratrol, Omega-3-Fettsäuren, das Antiepileptikum Levetiracetam, Hydralazin. Metformin und auch Losartan.  Sogar Koffein wird noch und weiterhin getestet. Eine etwas ungewöhnliche Substanz sei das Atuzaginstat (COR388, GAIN-Studie, berichtet der Autor weiter. Dabei handele es sich um einen Hemmstoff der Proteasen Lysin- und Arginin-Gingipain des Bakteriums Porphyromonas gingivalis, einem Parodontitiserreger. Porphyromonas gingivalis und Gingipaine seien auch im Gehirn von Alzheimer-Patienten gefunden worden, erklärt Hager. 

Für „Nachschub“ ist gesorgt

Das Spektrum der Wirkmechanismen der Substanzen, die sich laut Hager derzeit in Studien befinden, „erscheint breit und hat überwiegend eine Veränderung des Krankheitsverlaufs zum Ziel“. In den kommenden zwei Jahren bestehe daher die Möglichkeit, dass neue Medikamente gegen die Alzheimer-Erkrankung zugelassen würden. Zudem zeige die Zahl der Studien in Phase 1 (n = 104) und 2 (n = 158), dass „Nachschub“ für Phase-3-Studien vorhanden sei.