Negativsymptomatik bei Schizophrenie könnte durch nichtinvasive Hirnstimulation gelindert werden
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
In einer Meta-Analyse von 48 Studien mit 2211 Teilnehmern schienen 5 Techniken der nichtinvasiven Hirnstimulation über dem linken dorsolateralen präfrontalen Cortex wirksam zur Linderung der Negativsymptomatik bei Patienten mit einer Schizophrenie. Mit einer Effektgröße > - 2 Standardabweichungen schnitt die hochauflösende transkranielle Rauschstromstimulation im Vergleich zu einer Scheinstimulation am besten ab, es folgte mit – 1,3 Standardabweichungen die intermittierende Theta Burst Stimulation.
Hintergrund
Die mit einer Schizophrenie assoziierte Negativsymptomatik beeinträchtigt massiv die Lebensqualität der Patienten; gleichzeitig sind die therapeutischen Optionen sehr begrenzt. Wie auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen hat man in dieser Indikation erste Studien zur Wirksamkeit einer nicht-invasiven Hirnstimulation (NIBS) durchgeführt. Die Beurteilung wird allerdings durch die unterschiedlichen Protokolle und Stimulationsparameter erschwert, die dabei zum Einsatz kommen.
Design
Systematische Übersicht und Netzwerk-Meta-Analyse zur Wirksamkeit und Akzeptanz unterschiedlicher NIBS-Interventionen gegen die Negativsymptomatik bei Patienten mit Schizophrenie. Basis war eine Literaturrecherche in 7 Datenbanken, eingeschlossen wurden randomisierte klinische Studien. Co-Primäre Studienziele waren die Veränderung bei der Schwere der Negativsymptomatik und die Akzeptanz (Abbruch aus jeglichem Grund). Sekundär wurden zudem Veränderungen bei den depressiven Symptomen erfasst.
Ergebnisse
- Für die Analyse wurden 48 Studien mit insgesamt 2211 Teilnehmern ausgewählt. Sie waren durchschnittlich 38,7 Jahre alt und zu 69,4 % männlich.
- Bei Stimulation über dem linken dorsolateralen präfrontalen Cortex mit oder ohne Inhibition der kontralateralen Regionen fanden sich gegenüber einer Scheinstimulation signifikant größere Reduktionen der Negativsymptomatik mit (Effektgröße als standardisierte mittlere Differenz, SMD):
- hochauflösende transkranielle Rauschstromstimulation (high-definition transcranial random noise stimulation): - 2,19 (95%-Konfidenzintervall – 3,36 bis – 1,02),
- intermittierende Theta Burst Stimulation: - 1,32 (95%-KI – 1,88 bis – 0,76),
- anodische transkranielle Gleichstromstimulation: - 1,28 (95%-KI – 2,55 bis – 0,02),
- extrem hochfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation: - 0,45 (95%-KI -0,79 bis – 0,12)
- hochfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation: - 0,43 (95%-KI – 0,68 bis – 0,18).
- Sowohl bei der Gruppe der repetitiven TMS mit Theta Bursts als auch in der Gruppe der transkraniellen Gleichstromstimulation zeigte sich unter einer Scheinstimulation ein signifikanter Effekt bei der Linderung der Negativsymptomatik (P < 0,001 und P = 0,03).
- Zwei Protokolle – beide mit transkranieller Gleichstromstimulation – waren im Vergleich mit einer Scheinstimulation mit einer signifikanten Verbesserung der depressiven Symptomatik assoziiert.
- Die verschiedenen Techniken wurden von den Patienten ähnlich gut akzeptiert.
Klinische Bedeutung
Mehrere Techniken/Protokolle zur exzitatorischen Stimulation des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex sind mit einer Linderung der Negativsymptomatik bei Patienten mit Schizophrenie assoziiert. Diese Erkenntnis kann aber angesichts der meist kleinen und kurzen Studien lediglich ein Ausgangspunkt für weitere Forschungen sein, schreiben die Autoren.
Finanzierung: Keine Angaben.
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