Nach Durchbruchinfektion mit Omikron-Variante erkrankt etwa jeder 20. Geimpfte an Long-COVID

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Erstmals wurde nach Wissen der Autoren in einer wissenschaftlich begutachteten Publikation über das Risiko berichtet, nach einer Infektion mit der SARS-CoV-2-Variante Omikron an Long-COVID zu erkranken. In Großbritannien erkrankten demnach 4,5 % jener geimpfter Personen an Long-COVID, die sich während der Dominanz der Omikron-Variante angesteckt haben. Bei Menschen, die sich im Zeitraum der Dominanz der Delta-Variante infizierten, war das Risiko mit 10,8 % mehr als doppelt so hoch.

Hintergrund

Im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie hat sich die Omikron-Variante des Virus (PANGO B.1.1.529) seit ihrer Entdeckung im November 2021 binnen eines Vierteljahres zur dominanten Form entwickelt. In Europa haben sich damit zwischen Dezember 2021 und März 2022 mehr Menschen infiziert als mit den anderen Varianten in der gesamten vorherigen Zeit. Während mittlerweile eine Fülle von Studien zu den Langzeitfolgen einer Infektion („Long-COVID“) mit den früher dominanten Virusvarianten vorliegen, gibt es zu Omikron noch kaum Daten.

Design

Fall-Kontroll-Beobachtungsstudie zur Bestimmung der relativen Wahrscheinlichkeit, dass geimpfte Personen im Vereinigten Königreich Long-COVID entwickelten, wenn sie sich in der von Omikron dominierten Zeit infiziert hatten (20.12.2021 – 9. März 2022), gegenüber der Periode, als die Delta-Variante dominierte (1.6.2021 – 27.11.2021). Long-COVID wurde dabei definiert als neue oder anhaltende Symptome mindestens 4 Wochen nach dem Beginn einer akuten COVID-19-Erkrankung, wie von den Betroffenen mittels einer App für Mobiltelefone berichtet.

Ergebnisse

  • Insgesamt konnten die Daten von 97.364 Individuen ausgewertet werden – 56.003 aus der Omikron-Periode, und 41.361 aus der Delta-Periode. Frauen hatten sich an der Umfrage etwas häufiger beteiligt (55 bzw. 59 %), das durchschnittliche Alter in beiden Gruppen war aber mit 53 Jahren ebenso identisch wie die Prävalenz von Komorbiditäten (19 %).
  • Unter den Omikron-„Fällen“ erlitten 4,5 % Long-COVID, unter den Delta-„Fällen“ waren es 10,8 %.
  • In ihrer Analyse haben die Forscher bei der Bestimmung des Chancenverhältnisses OR adjustiert für Geschlecht, sozialen Status, Alter, Komorbiditäten, BMI und Zahl der Impfungen, weil diese Faktoren mit dem Risiko für Long-COVID assoziiert sind. Weiterhin wurde stratifiziert nach Altersgruppen (bis / ab 60 Jahren) sowie dem zeitlichen Abstand zur letzten Impfung (< 3 Monate, 3-6 Monate, > 6 Monate). Die ORs für Long-COVID variierten dabei zwischen 0,23 (> 6 Monate nach der Impfung, unter 60 Jahren) und 0,54 (< 3 Monate nach der Impfung, ab 60 Jahren).

Klinische Bedeutung

In den beiden Perioden, die hier miteinander verglichen wurden, war der Anteil der jeweiligen Varianten zwar größer als 70 %, eine Typisierung ist jedoch nicht erfolgt. Auch wenn somit von einer Verzerrung ausgegangen werden muss, dürfte der Befund Bestand haben, dass Long-COVID bei Geimpften nach einer Durchbruchsinfektion mit der Omikron-Variante deutlich seltener auftritt als nach einer Delta-Infektion. Die Datensammlung per App könnte außerdem mit wenig Aufwand prospektiv die Aufzeichnung einer großen Bandbreite an Symptomen erleichtern.

Finanzierung: UK Department of Health, Chronic Disease Research Foundation, Wellcome Engineering and Physical Sciences Research Council Centre for Medical Engineering at King’s College London.