Mütterlicher Diabetes erhöht Krebsrisiko im Kindesalter

  • Petra Kittner
  • Clinical Summary
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Diabetes bei der Mutter erhöht das Risiko für bestimmte Krebsarten bei Kindern. Dies geht aus einer Analyse von zwei großen bevölkerungsbasierten Registern hervor, die online im British Journal of Cancer veröffentlicht wurde.

Vor allem fanden die Forscher ein erhöhtes Risiko für Gliome bei Kindern, die in einem Register pränatal einem Typ-1-Diabetes und im anderen Register einem Schwangerschaftsdiabetes ausgesetzt waren.

"Unsere Studie spricht für die mögliche Rolle von Diabetes bei der Mutter für das Krebsrisiko der Nachkommen", schreiben die Autoren.

Die Forscher und ein externer Experte mahnten jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse, insbesondere wenn es sich um eine kleine Anzahl von Krebsfällen handelt.

Diabetes während der Schwangerschaft beschleunigt das Wachstum des Fötus und erhöht die Expression proinflammatorischer Zytokine in der Plazenta zwei mögliche biologische Mechanismen, die einen Zusammenhang zwischen mütterlichem Diabetes und Krebserkrankungen bei Kindern herstellen.

Die Auswirkungen des mütterlichen Diabetes auf das Krebsrisiko bei Kindern wurden jedoch noch nicht umfassend untersucht.

Anhand von zwei bevölkerungsbasierten Registern in Dänemark und Taiwan untersuchten die Forscher den Einfluss verschiedener Arten von mütterlichem Diabetes – Schwangerschaftsdiabetes, Typ 1 und Typ 2 – auf das Krebsrisiko bei Kindern.

Die Kohorte aus Dänemark umfasste 6.420 Krebspatienten und 160.484 Kontrollteilnehmer, die Kohorte aus Taiwan 2.160 Krebspatienten und 2.076.877 Kontrollteilnehmer.

In Dänemark war Typ-1-Diabetes mit einem fast 2,5-fach erhöhten Risiko für Tumoren des zentralen Nervensystems (ZNS) verbunden (Odds Ratio [OR] 2,44), während für Schwangerschaftsdiabetes kein solcher Zusammenhang festgestellt wurde (OR 0,95).

Huang und Kollegen fanden auch heraus, dass eine pränatale Exposition gegenüber Typ-1-Diabetes mit einem erhöhten Risiko für Gliome verbunden war (OR 2,33; 95% KI 1,04-5,22), insbesondere für Astrozytome (OR 3,61 für 6 Fälle, die eine Exposition beinhalteten).

Aufgrund der geringen Fallzahl konnten die Forscher den Zusammenhang zwischen Typ-2-Diabetes und bestimmten Krebsarten in der dänischen Bevölkerung nicht bewerten.

In Taiwan fanden die Autoren ein erhöhtes Risiko für Gliome bei Nachkommen, die pränatal einem Schwangerschaftsdiabetes ausgesetzt waren (Hazard Ratio [HR] 1,59; 95% KI 1,01-2,50), aber es gab keinen Zusammenhang zwischen Typ-2-Diabetes und Gliomen.

Allerdings hatten Nachkommen, die vorgeburtlich einem mütterlichen Typ-2-Diabetes ausgesetzt waren, ein 2-fach erhöhtes Risiko für ein Hepatoblastom (HR 2,02; 95% KI 1,02-4,00). Taiwan hat, ähnlich wie andere Regionen in Asien, im Vergleich zu den USA und Europa eine hohe Rate an Hepatoblastomen. Ein Zusammenhang zwischen Diabetes und Hepatoblastom konnte in der dänischen Analyse aufgrund einer unzureichenden statistischen Aussagekraft nicht festgestellt werden, so die Forscher.

Obwohl die Ergebnisse darauf hindeuten, dass "mütterlicher Diabetes das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen im Kindesalter in Dänemark und Taiwan erhöht", räumen die Autoren mehrere Einschränkungen in der Studie ein.

Die Prävalenz der Diabetestypen in den beiden Populationen war unterschiedlich: Typ-1-Diabetes war in Dänemark viel häufiger, Typ-2-Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes waren in Taiwan häufiger. Dieser Unterschied "schränkt die Vergleichbarkeit" zwischen den Populationen ein und beeinträchtigt "unsere statistische Aussagekraft" zur Schätzung der Auswirkungen, so die Autoren.

Außerdem weisen die Autoren darauf hin, dass "Krebsarten mit <10 exponierten Fällen sowie solche mit breiten 95%-Konfidenzintervallen mit Vorsicht zu interpretieren sind".

Jian-Min Yuan, MD, PhD, ein Krebsepidemiologe, sagte auf Anfrage: "Die Ergebnisse für mütterlichen Diabetes und das Risiko für ZNS-Tumore, Gliome oder Hepatoblastome sind 'interessant', aber ... die Ergebnisse erfordern 'eine gewisse Vorsicht' bei der Interpretation."

Erstens waren die Ergebnisse zwischen den beiden Studien nicht konsistent. "In der dänischen Studie bestand ein Zusammenhang zwischen Diabetes, hauptsächlich Typ-1-Diabetes, und dem Risiko von Gliomen oder ZNS-Tumoren, während in der taiwanesischen Studie Typ-2-Diabetes mit dem Risiko von Hepatomen in Verbindung gebracht wurde", sagte Dr. Yuan vom UPMC Hillman Cancer Center in Pittsburgh, Pennsylvania, gegenüber Medscape Medical News.

"Zweitens wurden in der statistischen Analyse keine Anpassungen für mütterliche Adipositas oder den Body-Mass-Index vorgenommen, da Adipositas und Diabetes stark miteinander korreliert sind; dies könnte die Interpretation des biologischen Mechanismus erschweren", so Dr. Yuan.

Ein weiterer Vorbehalt: Die effektive Stichprobengröße  d. h. die Zahl der Fälle in den Hochrisikogruppen  war "extrem klein" (weniger als 10 Fälle), was bedeuten könnte, dass die Wahrscheinlichkeit von Zufallsbefunden hoch ist, so Dr. Yuan.

Eine Version dieses Artikels erschien zuerst auf Medscape.com, Teil des Medscape Professional Network.