Mpox-Impfung nach Hochrisikokontakten: Durchbruchinfektionen kommen vor, sind aber selten

  • Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Impfungen gegen Mpox gelten international und auch in Deutschland als Möglichkeit zur Postexpositionsprophylaxe nach Hochrisikokontakten. Bei 4 % einer Gruppe von 276 Personen, die nach Hochrisikoexposition mit dem empfohlenen Impfstoff der 3. Generation geimpft worden waren, kam es zu Durchbruchinfektionen. Der Impfstoff wurde gut vertragen.

Hintergrund

Seit Mai diesen Jahres haben sich weltweit Infektionen mit Mpox (Affenpocken) verbreitet, den Kasuistiken zufolge vor allem über Mensch-zu-Mensch-Kontakte. Allein in Europa waren bis zur 50. Kalenderwoche 25.699 Infektionen an die europäische Behörde ECDC gemeldet worden (1). Derzeit sind die Infektionszahlen rückläufig. Dennoch gibt es neue Fälle, auch in Deutschland. Seit dem Ausbruch sind in Deutschand insgesamt 3676 Infektionen bekannt geworden. Die Übertragung des Virus (Orthopoxvirus simiae) von Mensch zu Mensch erfolgt durch engen Haut-zu-Haut- Kontakt, über die Schleimhaut oder Wunden und Schorf infizierter Personen. Als Indikation bei erhöhtem Risiko oder als Postexpositionsprophylaxe nach einem Hochrisikokontakt hat die europäische Arzneimittelagentur EMA den Pockenimpfstoff Imvanex®, eine Vakzine der 3. Generation, im Juli diesen Jahres auf Mpox erweitert (zit. n. [2]). Ein französisches Forscherteam hat die Rate von Durchbruchinfektionen nach Impfung mit Imvanex erhoben (3)

Design

  • Studienform: Beobachtungsstudie an der Klinik der Université de Paris Cité von Mai-Juli 2022
  • Studienteilnehmer: 276 konsekutive Patienten, die nach Hochrisikoexpositionen mit Imvanex geimpft worden waren
  • Definition der Hochrisikoexposition: direkter Haut-Haut oder Schleimhautkontakt mit einer infizierten Person oder Kontakt über Atemwegssekrete Infizierter
  • Analyse: Rate der Durchbruchinfektionen nach Impfung

Hauptergebnisse

  • Die 276 Teilnehmer waren durchschnittlich 11 Tage nach Exposition (8-14 Tage) geimpft worden.
  • 84 % der Studienteilnehmer waren Männer, die Sex mit Männern hatten (Median 8 Sexualpartner in den vergangenen 4 Wochen).
  • Es wurden keine schweren unerwünschten Effekte beobachtet.
  • Bei 12 Teilnehmern gab es Durchbruchinfektionen nach der Impfung, das entsprach einer Rate von 4 %.
  • 4 der 12 Teilnehmer mit Durchbruchinfektion waren HIV-positiv (33 %) und ein Teil könnte wegen verzögerter Impfung bereits vor Vakzinierung schon infiziert gewesen sein.
  • Allerdings betrafen die Durchbruchinfektionen auch 2 Personen 3 und 4 Wochen nach der Impfung, in denen sie keine Risikokontakte mehr zu infizierten Menschen hatten.
  • Es waren dies die einzigen Patienten mit Durchbruchinfektionen, die Haustiere hatten, nämlich einen Hund und eine Katze, so dass nach Meinung der Forscher auch mögliche Übertragungen zwischen Haustier und Mensch intensiver untersucht werden sollten.

Klinische Bedeutung

Über Mpox-Durchbruchinfektionen bei einer Impfung als Postexpositionsprophylaxe war nach Angaben der Studienautoren bislang kaum etwas bekannt. Im Zeitraum von circa 4 Wochen blieben 96 % der Geimpften ohne Infektion und 4 % infizierten sich mit Mpox.

Auch das Robert Koch-Institut in Berlin weist daraufhin, dass Imvanex grundsätzlich für eine Postexpositionsprophylaxe nach Hochrisikokontakten zur Verfügung stehe (2). Pockenimpfstoffe der 1. und 2. Generation sollten aufgrund ihres ungünstigen Nebenwirkungsprofils nach Expertenmeinung zur Prophylaxe von Mpox/Affenpocken- nicht angewendet werden.

Finanzierung: öffentliche Mittel