Mortalitätsatlas für Dänemark liefert Daten zu 1800 Krankheiten
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Anhand den Daten von 7,4 Millionen Einwohnern Dänemarks wurde die bislang detaillierteste Zusammenstellung von Schätzungen der Mortalitätsraten bei mehr als 1800 Krankheiten erstellt. Sie sind, ebenso wie weitere Informationen zum Diagnose- und Sterbealter, verlorenen Lebensjahren etc., im Internet frei zugänglich.
Hintergrund
Patienten mit den unterschiedlichsten Krankheiten wünschen sich Informationen über die damit verbundene Lebenserwartung. Die ist zwar im Einzelfall nicht exakt vorhersagbar, jedoch können Durchschnittswerte für die individuelle Lebensplanung und auch für die Bedarfsplanung im Gesundheitssystem hilfreich sein. Weil in Dänemark die Gesundheitsdaten der Bevölkerung engmaschig erfasst und Forschern zur Verfügung gestellt werden, konnte man dort einen Atlas der Mortalität für mehr als 1800 Krankheiten erstellen.
Design
Anhand der in Dänemark an jeden Einwohner verliehenen persönlichen Identifikationsnummer sowie dem Nationalen Patienten- und Sterberegister extrahierten die Forscher die in Kliniken seit 1995 gestellten Diagnosen gemäß ICD-10 für alle etwa 7,4 Millionen Personen, die zwischen den Jahren 2000 und 2018 in Dänemark gelebt haben. Dem gegenüber gestellt wurden die annähernd 1 Million Todesfälle im Untersuchungszeitraum mit dem Sterbealter, unterschieden nach 1803 diagnostizierten Krankheiten.
Ausgewählte Ergebnisse
- Unter 39 ausgewählten häufigeren Erkrankungen waren 37 mit einer verkürzten Lebenserwartung gegenüber der Allgemeinbevölkerung verbunden. Ausnahmen waren Hörstörungen und Migräne.
- Die höchste Prävalenz hatten unter den 7,4 Millionen Personen Krankheiten des Kreislaufsystems (1,4 Mio), neurologische Erkrankungen (1,3 Mio) und psychische Störungen (1,1 Mio).
- Das Verhältnis der Mortalitätsraten (MMR) variierte von 1,09 für Sehstörungen bis zu 4,9 für Krebserkrankungen und 7,85 für chronische Lebererkrankungen; die verlorenen Lebensjahr von 0,31 für Allergien bis 13,35 bei Epilepsien und 17,05 - wiederum für chronische Lebererkrankungen.
- Im Verlauf des Lebens wurden am frühesten Allergien diagnostiziert (Median: 34,0 Jahre), am spätesten Herzversagen (76,2 Jahre). Das mediane Todesalter schwankte zwischen 53,5 Jahren (HIV/AIDS) und 86,3 Jahren (Hörstörungen).
- Eine Adjustierung der Daten bezüglich der Luftverschmutzung (die in Dänemark ebenfalls engmaschig erfasst wird) habe „sehr wenig“ Einfluss auf die Schätzungen gehabt, heißt es.
- Die vollständigen Ergebnisse stehen im Dänischen Atlas der Krankheitsmortalität, der online frei verfügbar ist.
Klinische Bedeutung
Der dänische Atlas zur Krankheitsmortalität dürfte über das Land hinaus für Forscher, aber auch Ärzte und Patienten ein hochwertiges Nachschlagewerk darstellen. Für Deutschland liegen zwar keine vergleichbaren Daten vor, da die Bevölkerungsstruktur und die medizinische Versorgung jedoch ähnlich sind, bieten die geschlechtsspezifischen Angaben zum Diagnose- und Sterbealter, die nach Altersgruppen in 5-Jahres-Intervallen aufgeschlüsselten Inzidenz- und Mortalitätsraten, die Lebenserwartung und die verlorenen Lebensjahre vermutlich auch hierzulande eine bessere Orientierung, als die meisten anderen Quellen.
Finanzierung: Danish National Research Foundation, EU Horizon 2020, Novo Nordisk Foundation.
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