Mortalität von ECMO-behandelten COVID-19-Patienten ist in Deutschland mit 68 Prozent unerwartet hoch
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die Sterblichkeit von COVID-19-Patienten, die in Deutschland mit einer ECMO behandelt werden, ist mit 68 % höher als im internationalen Durchschnitt.
Hintergrund
Die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist zur Behandlung bei akutem Lungenversagen durch das Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) entwickelt worden. Als diese Oxygenierungstherapie in den Anfängen der SARS-CoV-2-Pandemie bei COVID-19-Patienten angewendet wurde, war die Mortalität international mit mehr als 90 % hoch (1). Im Verlauf der Pandemie aber verbesserten sich die klinischen Ergebnisse der ECMO. So wies das internationale Patientenregister „Extracorporeal Life Support Organization“ (ELSO) für COVID-19-Patienten bis Mai 2020 eine 90-Tages-Mortalität von 37,4 % aus (2). Die Indikationen zur ECMO wurden bei dieser Patientengruppe erweitert. Nun sind die Raten der Krankenhaussterblichkeit aller bis Mai 2021 mit ECMO-behandelten COVID-19-Patienten in Deutschland publiziert worden (3).
Design
- Real-life-Daten aller in Deutschland von Anfang März 2020 bis Ende Mai 2021 ECMO-behandelten COVID-19-Patienten (veno-venöse ECMO; Basis: www.intensivregister.de)
- behandelnde Zentren: alle 213 intensivmedizinischen Abteilungen, die im Analysezeitraum in Deutschland ECMO anwendeten
- COVID-19-Patienten: alle 3.397 konsekutiv von März 2020 bis Mai 2021 mit ECMO behandelten Patienten, durchschnittlich 57 Jahre alt (+/- 11 Jahre)
- Analyseparameter: Mortalität
Hauptergebnisse
- Die Krankenhausmortalität betrug im Analysezeitraum von 15 Monaten 68 Prozent.
- ECMO-Überlebende waren durchschnittlich jünger als Verstorbene (53 vs. 59 Jahre), unabhängig von der pandemischen Welle.
- Die durchschnittliche Mortalität variierte teilweise stark zwischen verschiedenen Wochen, nämlich zwischen 15 und 75 Prozent.
Klinische Bedeutung
Die Krankenhaussterblichkeit von COVID-19-Patienten, die in Deutschland mit veno-venöser ECMO therapiert werden, ist über einen längeren Zeitraum deutlich höher als im internationalen Vergleich (2, 3). Auch wenn Daten aus dem ELSO-Register aus den USA und Europa Schwankungen im Verlauf einer pandemischen Welle mit einer Mortalität bis zu 51,9 % aufzeigten, sind die Überlebensraten international noch immer höher als in Deutschland. Dies gelte auch für Phasen der Pandemie, in denen das deutsche Gesundheitssystem nicht überlastet galt, so das Autorenteam.
Die Ergebnisse des deutschen Intensivregisters sollten Ärzten eine Warnung sein, so Prof. Dr. med. Christian Karagiannidis vom Klinikum Köln-Merheim und Koautoren. Möglicherweise werde die Indikation zu ECMO in Deutschland weiter gestellt als in anderen Ländern, mitbedingt durch finanzielle Fehlanreize der Vergütung. Es sei ein umfassendes zentrales Register in Deutschland erforderlich, auf dessen Basis sich klinische Ergebnisse der ECMO und die Versorgungsqualität differenziert beurteilen ließen.
Finanzierung: öffentliche Mittel
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