Mortalitätsrisiko schnellt bei „jungen alten“ Männern nach dem Tod ihrer Ehepartnerin in die Höhe

  • Miriam Davis
  • Medizinische Nachrichten
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Wie in einer großen Kohortenstudie mit älteren Staatsbürgern Dänemarks festgestellt wurde, ist die am stärksten vom Tod eines Ehepartners betroffene demografische Gruppe die der Männer im Alter von 65–69 Jahren. Das Mortalitätsrisiko ist in dieser Gruppe der sogenannten „jungen alten“ Männer im Jahr nach dem Tod der Ehepartnerin um 70 % höher als in einer Kontrollgruppe ohne verstorbene Ehepartnerin.  

Der Anstieg des Mortalitätsrisikos ist in dieser Gruppe steiler als in allen anderen demografischen Gruppen älterer Menschen. Darüber hinaus besteht das Mortalitätsrisiko in dieser Gruppe mindestens sechs Jahre lang – länger als in jeder anderen untersuchten Gruppe.  

Frauen im gleichen Alter, 65–69 Jahre, zeigen im ersten Jahr nach dem Tod eines Ehepartners eine deutlich geringere Zunahme der Mortalität. Der Anstieg liegt in dieser Gruppe im Vergleich zu Kontrollpersonen ohne verstorbene Ehepartner bei 27 %. Bei diesen „jungen alten“ Frauen besteht nach dem ersten Jahr keine erhöhte Mortalität. 

In der Studie wurde auch festgestellt, dass die Gruppe der ältesten alten Menschen (Alter ≥ 85 Jahre) beider Geschlechter verschont bleibt: bei ihnen besteht im Jahr nach dem Tod eines Ehepartners kein Anstieg des Mortalitätsrisikos. 

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass „junge alte“ Männer, die unter Trauer leiden, die „schwächste [Gruppe älterer Menschen] sind und ein eingeschränktes Erholungspotenzial aufweisen“.  

Die Ergebnisse der von Forschern der Universität Kopenhagen durchgeführten Studie werden in der Fachzeitschrift PLOS One vorgestellt. Es handelt sich um eine retrospektive Kohorte von fast 1 Million verheirateter dänischer Staatsbürger im Alter von ≥ 65 Jahren, die von 2011 bis 2016 nachverfolgt wurden.  

Die Kohorte wurde anhand mehrerer populationsbasierter landesweiter Register untersucht und für maximal 6 Jahre beobachtet. Etwa 8 % der Kohorte erlebten einen Todesfall. Die Studie untersuchte zudem die Ausgaben des Gesundheitswesens und stellte fest, dass Trauer mit einem Anstieg der Gesundheitskosten verbunden war. 

Dem Hauptautor der Studie, Alexandros Katsiferis, Doktorand an der Universität Kopenhagen, zufolge sei die Studie zwar nicht darauf ausgelegt gewesen, die Frage zu beantworten, warum „junge alte“ Männer so stark betroffen waren, es könne aber sein, dass „der Verlust der Ehefrau in einem [relativ] jungen Alter eher ein Schock ist, da er wahrscheinlich unerwarteter eintritt, und daher keine Zeit bleibt, sich darauf vorzubereiten“.  

Katsiferis spekulierte auch, dass die Gruppe der ältesten Alten weniger betroffen sei, weil „Todesfälle in diesem Alter möglicherweise erwartet werden ... und es daher eine Art vorausschauende Aktivität geben könnte, durch die ältere Menschen den Verlust bereits zu verarbeiten beginnen, bevor er eintritt“.

Mary-Frances O’Connor, außerordentliche Professorin für Psychologie an der University of Arizona, kommentierte die Studie als Ganzes: „Wir müssen daran denken, dass die Reaktion auf den Tod eines Ehepartners nicht nur emotional, sondern auch physisch ist ... Ärzte sollten die Trauer als eine Zeit mit erhöhtem Krankheitsrisiko betrachten ... [Patienten] nach den Auswirkungen des Trauerns auf den Schlaf, das Gesundheitsverhalten, die Ernährung und soziale Aktivitäten zu fragen [ist] wichtig“.