MOG-Antikörper-assoziierte Erkrankung: Immuntherapie reduziert Rezidivrisiko
- Jim Kling
- Medizinische Nachrichten
Eine neue retrospektive Analyse der Daten von Patienten mit Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein-Antikörper-Krankheit ("myelin oligodendrocyte glycoprotein disease", MOGAD) deutet darauf hin, dass eine Immuntherapie mit einem geringeren Rezidivrisiko verbunden ist. Die Autoren stellen fest, dass viele MOGAD-Patienten jedoch nie ein Rezidiv erleiden und dass es schwierig ist, die Patienten zu identifizieren, die ein Rezidiv bekommen.
MOGAD kann eine Sehnervenentzündung, eine transverse Myelitis und eine akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) verursachen. Die Krankheit wurde erstmals 2007 beschrieben, und die besten Therapieansätze sind noch nicht bekannt. Die neue Studie sei zumindest ein Ausgangspunkt für das Verständnis von Behandlungsergebnissen, so Dr. Philippe Bilodeau, der die Studie während einer Postersitzung auf der Jahrestagung des Americas Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ACTRIMS) vorstellte.
Vorhersage, welche Patienten ein Rezidiv erleiden werden
"Ich denke, eine der größten unbeantworteten klinischen Fragen bei MOGAD ist der Versuch, zu bestimmen, wer ein Rezidiv erleidet. Etwa 30 bis 40 % der Patienten mit MOGAD erleiden nie einen zweiten Anfall. Eine der großen Fragen lautet also: Wie können wir die Patienten identifizieren, die von einer Immuntherapie profitieren würden, und wie können wir die Patienten identifizieren, die einen harmloseren Krankheitsverlauf haben und möglicherweise nicht behandelt werden müssen", so Bilodeau (Massachusetts General Hospital/Brigham and Women's Hospital in Boston).
Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 143 Patienten, die sich mit ihrem ersten Anfall im Massachusetts General oder im Brigham and Women's Hospital vorgestellt hatten. Bei einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren lag die Rezidivquote bei 61,8 %. Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Faktoren, darunter das Alter bei Ausbruch der Krankheit, hohe MOG-Titer, die Art des Anfalls und das männliche Geschlecht, und stellten fest, dass nur der letztgenannte Faktor einer Rezidivvorhersage nahekam, auch wenn er keine klinische Signifikanz hatte (Hazard Ratio [HR] 0,61; P = 0,07)
Die Behandlung mit Mycophenolat, Azathioprin, intravenösen Immunglobulinen (IVIG), Rituximab oder Tocilizumab sagte jedoch deutlich eine geringere Rezidivwahrscheinlichkeit voraus (HR 0,25; P < 0,0001).
Die wirksamste Behandlung für rezidivierende MOGAD
In einem separaten Poster untersuchte sein Team eine Untergruppe der Kohorte von 88 Patienten, die während eines ersten oder zweiten Rezidivs mit Mycophenolat-Mofetil, B-Zell-Depletion, Rituximab oder IV-Immunglobulinen (IVIG) behandelt wurden, sowie eine Analyse jedes Rezidivs, das die Patienten im Verlauf ihrer Krankheit erlitten. "Mithilfe einer negativen binomialen Regression untersuchten wir die annualisierten Rezidivraten und das Verhältnis der Inzidenzraten zwischen den verschiedenen Behandlungen. Unabhängig davon, wie man die Daten betrachtete - selbst wenn man die Gesamtdauer der IVIG-Behandlung betrachtete, wenn man die Dauer der Monotherapie betrachtete, unter Ausschluss der gleichzeitigen Behandlung mit Prednison bei kombinierter IVIG- und Rituximab-Behandlung, wenn man nur die Patienten unter hochdosiertem IVIG betrachtete - war IVIG bei weitem die beste Behandlung und Rituximab war immer die am wenigsten wirksame, und Mycophenolat lag immer zwischen IVIG und Rituximab. Ich denke also, dass wir in dieser Kohorte mit einiger Sicherheit sagen können, dass IVIG die wirksamste Behandlung für rezidivierende MOGAD ist", sagte Bilodeau.
Die retrospektiven Studien können keine Kausalität beweisen. "Wir müssen mehr Kovariaten finden, um sicher zu gehen, dass es keinen Störfaktor gibt, der dies erklärt, und um sicherzustellen, dass es keine anderen demografischen oder klinischen Faktoren gibt, die den Zusammenhang erklären. Aber so wie es aussieht, denke ich, dass zum jetzigen Zeitpunkt der Beginn einer Behandlung mit Immuntherapie das Einzige ist, von dem wir wissen, dass es das Risiko eines zukünftigen Rezidivs verringert. Wir müssen noch viele weitere Analysen durchführen", sagte Bilodeau.
Seiner Aussage zufolge liefert die Studie auch einige vorläufige Erkenntnisse zur Behandlung der Erkrankung von Kindern. "Wir haben interessante Daten aus der Analyse, dass MOGAD bei Kindern besonders gut auf [Mycophenolat] anspricht, besser als bei Erwachsenen." Und: "Zum jetzigen Zeitpunkt denke ich, dass ein rationaler Ansatz, wenn jemand mit einem ersten Rezidiv kommt, darin besteht, seine Risikotoleranz zu bewerten. Wenn es sich um einen sehr risikoscheuen Patienten handelt, halte ich es für vernünftig, ihn zu behandeln. Ich denke, es ist sinnvoll, die Titer zu überwachen. Es gibt einige Daten, die besagen, dass man bei einer negativen Serokonversion die Immuntherapie abbrechen kann. Wenn die Krankheit rezidivierend verläuft und bei Erwachsenen auftritt, sollte IVIG die erste Wahl der Behandlung sein. Bei einem pädiatrischen Krankheitsausbruch sind entweder [Mycophenolat] oder IVIG wahrscheinlich eine gute Erstlinienbehandlung."
"Ein guter Anfang"
Die Studien sind ein guter Anfang für ein besseres Verständnis der MOGAD-Behandlung, so der Ophthalmologe Dr. Michael Cossoy, der an der Postersitzung teilnahm und die Studie kommentierte.
"Es ist interessant, weil die MOG-Antikörper-assoziierte Krankheit relativ neu ist, sodass wir noch keine genaue Vorstellung davon haben, wer behandelt werden muss. Sollen wir sie mit einer immunsuppressiven Therapie behandeln oder abwarten? Im Moment ist das eine Art Tautologie. Man weiß, dass, wenn man Menschen vom ersten Ereignis an therapiert, einige dieser Menschen kein zweites Ereignis haben werden. Bei anderen wiederum hat man das Risiko eines zweiten Ereignisses verringert, wenn die Behandlung wirksam ist. Das ist es also, was sie gezeigt haben, was großartig ist. Die Frage ist jedoch, ob man vorhersagen kann, wer ein zweites Ereignis erleiden wird, und ob man wissen kann, wer behandelt werden sollte und wer nicht. Es ist noch zu früh, um das zu wissen, aber dies ist ein guter Anfang", sagte Cossoy, Assistenzprofessor für Augenheilkunde an der Universität von Manitoba.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf MDedge.com, Teil des Medscape Professional Network. Er wurde von Dr.Petra Kittner übersetzt.
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