Metaanalyse belegt Assoziation von Musik mit verbesserter Lebensqualität

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Eine Metaanalyse zu musikalischen Interventionen mit therapeutischer Absicht ergab, dass insbesondere die psychische Dimension der Lebensqualität sich klinisch bedeutsam verbessert, wenn zusätzlich zur Standardtherapie Musik gespielt, gehört oder gesungen wird.

Hintergrund

Musik kann die Stimmung verbessern und wird mitunter auch zielgerichtet zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Unklar ist jedoch, wie stark sich verschiedene Interventionen auf die Lebensqualität auswirken und wie groß die Effekte im Vergleich zu etablierten Therapien sind.

Design

Systematische Übersicht und Metaanalyse von randomisierten- und Einzelgruppen-Studien zur gesundheits-verwandten Lebensqualität (HRQOL) unter dem Einfluss von Musik. Gemessen wurde dies vor und nach der Intervention mittels der gebräuchlichen 36 oder 12 Punkte umfassenden „Health Survey Short Form“-Fragebögen (SF-36 und SF-12), wobei die geistige (MCS) und die körperliche (PCS) Komponente separat betrachtet wurden. Durchsucht wurden die Datenbanken MEDLINE, Embase, Web of Science, PsychINFO, ClinicalTrials.gov und die Internationale Plattform für klinische Studienregister bis Ende Juli 2021.

Ergebnisse

  • An den 26 Studien, die die Einschlusskriterien erfüllten, hatten 779 Teilnehmer im durchschnittlichen Alter von 60 Jahren teilgenommen. 10 Studien untersuchten den Effekt des Musikhörens, 8 das Singen, 7 eine Form der Musiktherapie, und eine fokussierte auf Gospel-Musik. Empfänger der musikalischen Interventionen waren z.B. Patienten mit Bluthochdruck, Depressionen, Herzerkrankungen, Osteoarthrose und Demenz, aber auch Gesunde.
  • Die Autoren berichten signifikante Verbesserungen infolge der Intervention sowohl bei der geistigen als auch bei der körperlichen Komponente. Die mittleren Differenzen mit 95%-Konfidenzintervallen und P-Werten betrugen:
    • MCS: 2,95 Punkte (1,39 – 4,51; P < 0,001)
    • PCS: 1,09 Punkte (0,15 – 2,03; P = 0,02)
  • In einer Subgruppen-Analyse von 8 Studien zu unterschiedlichen Indikationen verbesserte die zusätzliche Applikation von Musik den MCS gegenüber der Standardtherapie ebenfalls signifikant: Die mittlere Differenz betrug 3,72 Punkte, das 95%-KI 0,40 – 7,05 (P = 0,03). Wie die Autoren anmerken, gilt ein Minimum von 3 Punkten auf dieser Skala als klinisch relevant.
  • Weder die Art noch die Dosis der Musik-Intervention beeinflusste die Effektgrößen. Auch fanden die Forscher keine Beweise für Verzerrungen durch kleine Studien oder die Publikationspraxis.

Klinische Bedeutung

In dieser Metanalyse waren Interventionen mit Musik mit klinisch bedeutsamen Verbesserungen der Lebensqualität assoziiert. Auch weil die Studien mit durchschnittlich weniger als 30 Teilnehmern klein waren und die Ergebnisse stark variierten, konnten den Autoren zufolge keine Schlüsse über die optimale Intervention bei verschiedenen Szenarien gezogen werden.

Finanzierung: Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung für den Erstautor.