Meta-Analyse zeigt positiven Einfluss transkranieller Wechselstrom-Stimulation auf die Kognition

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Schwacher Wechselstrom, der durch die Kopfhaut in darunter liegende Hirnregionen appliziert wird, kann die kognitiven Leistungen von gesunden Probanden wie auch Patienten mit psychiatrisch-neurologischen Diagnosen in mehreren Dimensionen verbessern, findet eine Meta-Analyse von 102 Studien mit annähernd 3000 Individuen.

Hintergrund

Die Technik der transkraniellen Wechselstrom-Stimulation (tACS) wird seit etwa 10 Jahren mit exponentiell zunehmender Häufigkeit in der Hirnforschung genutzt. Eine wichtige Fragestellung dabei ist, welche Rolle rhythmische Hirnaktivitäten bei der Kognition spielen, und wie diese Aktivitäten beeinflusst werden können, um die Kognition zu verbessern. Die Autoren der aktuellen Studien sahen sich dabei mit widersprüchlicher Evidenz konfrontiert und konstatierten einen Bedarf für die systematische und quantitative Beurteilung der vorhandenen Literatur.

Design

Systematische Übersicht und Meta-Analyse zu den Wirkungen einer tACS auf kognitive Funktionen. Eingeschlossen wurden randomisierte Untersuchungen mit Scheinstimulation als Kontrolle, die zwischen Januar 2006 und Januar 2021 veröffentlicht wurden, und die sowohl bei gesunden jüngeren und älteren Menschen als auch bei Patienten die folgenden kognitiven Bereiche erfassten: Visuelle Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Exekutivfunktionen, fluide Intelligenz, Lernen, Entscheiden, motorisches Lernen und motorisches Gedächtnis.

Ergebnisse

  • Die Autoren fanden 102 Studien mit 2893 Individuen (Durchschnittsalter 30,82 Jahre, 1603 Frauen), welche die Einschlusskriterien erfüllten und insgesamt 304 Schätzungen zur Effektgröße enthielten.
  • 177 Personen im Durchschnittsalter von 39,37 Jahren hatten eine klinische Diagnose erhalten, darunter Depression, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, Epilepsie, Morbus Parkinson, Schizophrenie und Milde Kognitive Beeinträchtigung (MCI).
  • Am häufigsten stimuliert wurde beidseitig das Frontalhirn, der häufigste Modus war eine standardisierte Theta Burst-Stimulation, die Dauer lag meist zwischen 20 und 25 Minuten.
  • Die Forscher fanden „bescheidene bis moderate“ Verbesserungen der Kognition, die in den Bereichen Arbeitsgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Aufmerksamkeit, Exekutivkontrolle und fluide Intelligenz evident waren. Diese Effekte seien im Allgemeinen nach Abschluss der Stimulation stärker gewesen als währenddessen.

Klinische Bedeutung

Mit wachsender Erfahrung und zunehmend häufigerer Anwendung der transkraniellen Wechselstrom-Stimulation (tACS) mehren sich die Hinweise, dass diese Methode die Kognition bei gesunden Menschen und Patienten zumindest kurzfristig verbessern kann. Dabei ist allerdings zu beachten, dass in der aktuellen Meta-Analyse 98 von 102 enthaltenen Studien nicht vorab bei Clinicaltrials.gov registriert wurden, sodass die Möglichkeit einer Verzerrung durch vorwiegend positive Publikationen besteht.

Finanzierung: National Institutes of Health.