Meta-Analyse vergleicht die Optionen für Patienten mit einer Schizophrenie nach der Akutphase
- Michael Simm
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Patienten mit einer Schizophrenie oder verwandten Störungen sind nach der Akutphase besser vor Rückfällen geschützt, wenn sie eine Erhaltungstherapie mit der ursprünglichen Dosierung bekommen oder auf ein anderes Antipsychotikum umgestellt werden, als wenn die Dosis reduziert wird. Das Absetzen des Antipsychotikums ist die schlechteste Option.
Hintergrund
Bei Patienten mit Schizophrenie und verwandten Störungen wird nach der akuten Behandlung meist eine Erhaltungstherapie mit Antipsychotika empfohlen. Wie diese aussehen soll, wird jedoch in den diversen Leitlinien nicht einheitlich definiert und begründet, schreiben die Autoren der aktuellen Übersichtsarbeit. Sie haben deshalb verschieden Erhaltungstherapien miteinander verglichen, wobei sie von der Hypothese ausgegangen sind, dass all diese Therapien besser sind als ein Absetzen der Medikamente, und dass eine Fortführung der Therapie mit Standarddosen besser ist als eine Umstellung und eine Dosisreduktion.
Design
Systematische Übersichtsarbeit und Netzwerk-Meta-Analyse randomisierter klinischer Studien mit mindestens 25 Teilnehmern und 6 Wochen Nachverfolgung, bei denen Antipsychotika zur Rückfallprävention bei stabilen Patienten mit Krankheiten des schizophrenen Formenkreises verabreicht wurden. Verglichen wurde dabei:
- Fortsetzung der Therapie mit den für die Akutbehandlung empfohlenen Dosierungen,
- Reduktion der Dosis der Antipsychotika,
- Wechsel auf ein anderes Antipsychotikum,
- Absetzen des Antipsychotikums und Ersatz durch Placebo.
Durchsucht wurden die Literaturdatenbanken MEDLINE, EMBASE, PsycINFO, CINAHL, CNTRAL sowie Online-Studienregister bis 1. September 2021; das Studienziel war die Rückprävention.
Ergebnisse
- Unter anfänglich 2936 Treffern fanden sich 98 Studien mit 13988 Patienten, die für die Auswertung geeignet waren. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer war 38,8 Jahre, darunter 62 % Männer. 89,8 % Der Studien waren in Ländern mit hohem oder mittlerem Einkommen durchgeführt worden, und Kaukasier hatten unter den verschiedenen Ethien mit 56 % den höchsten Anteil.
- Im Vergleich zum Absetzen des Antipsychotikums hatte alle anderen Strategien signifikant geringere Rückfallraten. Am größten war die Risikoreduktion (RR) mit 0,37 (95%-Konfidenzintervall 0,32 – 0,43) für die Fortsetzung der Therapie mit der Standarddosis. Für die Umstellung des Antipsychotikums wurde ein RR von 0, 44 (95%-KI 0,37 – 0,53) errechnet, und für eine Dosisreduktion von 0,68 (95%-KI 0,51 – 0,90).
- Eine Fortführung der Erhaltungstherapie mit Umstellung auf einen anderen Wirkstoff ergab keine signifikante Reduktion des Rückfallrisikos (RR 0,84; 95%-KI 0,69 – 1,02).
- Im Vergleich zur Reduktion der Dosis waren sowohl die Fortsetzung der Therapie (RR = 0,55; 95%-KI 0,42 – 0,71), als auch eine Umstellung (RR = 0,65; 95%-KI 0,47 – 0,89) die besseren Strategien.
- Bei der Verträglichkeit gab es keine Unterschiede zwischen den 4 Strategien.
- Die Ergebnisse erwiesen sich über mehrere sekundäre- und Sensitivitätsanalysen hinweg als stabil; die Evidenzstärke wurde mittels einer standardisierten Bewertung (Cochrane) als moderat eingestuft.
Klinische Bedeutung
Im Gegensatz zur Ausgangshypothese der Autoren erwiesen sich die Fortführung der Therapie mit der Standarddosis und der Wechsel zu einem anderen Antipsychotikum als ähnlich wirksame Strategien. Eine Dosisreduktion ist dagegen für die Mehrzahl der Patienten keine gute Option und sollte auf spezielle Fälle begrenzt werden.
Finanzierung: Keine.
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