Kernbotschaften
Patienten mit chronischen, nicht durch Krebs verursachten Schmerzen profitieren nur geringfügig von Opioiden. Im indirekten Vergleich mit NSAIDS waren sie in einer Meta-Analyse nicht überlegen.
Hintergrund
In den USA missbrauchten nach einer Schätzung im Jahr 2017 mehr als 4 % der Bevölkerung Opioide. 92 % von ihnen taten dies in Form von verschreibungspflichtigen Medikamenten, und drei Viertel aller Heroinsüchtigen gaben an, mit verschreibungspflichtigen Opioiden angefangen zu haben.
Design
Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse randomisierter klinischer Studien zur Auswirkung von Opioiden bei nicht durch Krebs bedingten, chronischen Schmerzen. Primäre Studienziele waren die Schmerzintensität auf einer visuellen analogen Skala von 10 Zentimetern Länge, wobei eine minimale bedeutsame Differenz (MID) einem Zentimeter entsprach, außerdem körperliche Funktionen auf einer Skala von 0 – 100 (Short Form physical component score [SF-36 PCS]) mit einer MID von 5 sowie die Häufigkeit des Erbrechens.
Hauptergebnisse
- Für die Auswertung konnten die Autoren 96 Studien mit zusammen 26.169 Teilnehmern nutzen. Sie waren zu 61 % weiblich und median 58 Jahre alt. 25 Studien untersuchten neuropathische Schmerzen, 32 nozizeptive Schmerzen und 33 die zentrale Sensibilisierung.
- Im Vergleich zu Placebo reduzierten Opioide die Schmerzen um 0,69 von 10 Zentimetern auf der visuellen analogen Skala (gewichtete mittlere Differenz). Die MID erreichten aber nur 11,9 % der Patienten.
- Die körperlichen Funktionen besserten sich unter Opiaten im Vergleich zu Placebo um 2,04 Punkte auf der 100-Punkte-umfassenden SF-36 PCS. Hier war die Wahrscheinlichkeit, die MID zu erreichen, 8,5 %.
- Ähnliche Assoziationen wurden im Vergleich von Opioiden mit NSAIDS festgestellt, jedoch seien die entsprechenden Studien von geringer bis moderater Qualität gewesen, schreiben die Autoren.
- Unter Opioiden mussten Patienten sich häufiger erbrechen als unter Placebo (5,9 % versus 2,3 %).
Klinische Bedeutung
Opioide erreichen bei Patienten mit chronischen, nicht durch Krebs verursachten Schmerzen eine signifikant bessere Schmerzlinderung als Placebo. Die Verbesserungen sind allerdings gering und werden zudem mit einem erhöhten Risiko für Erbrechen erkauft. Die Autoren verweisen deshalb auf die NSAIDS als mögliche Alternative mit einem ähnlichen Nutzen bezüglich Schmerzlinderung und körperlichen Funktionen – allerdings müssen sie einräumen, dass diese Vermutung aus weniger hochwertigen Studien extrapoliert wurde. Die Kommentatoren Michael A. Ashburn und Lee A. Fleisher (Philadelphia) sind dennoch überzeugt: „Es ist an der Zeit, dass Ärzte Opioide korrekt verschreiben und nicht zu viel rezeptieren, wenn sie akute und chronische Schmerzen behandeln.“
Finanzierung: Canadian Institutes of Health Research, Health Canada
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