Meta-Analyse findet vermehrt Depressionen und Angstgefühle unter Jugendlichen während COVID-Pandemie

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Eine Meta-Analyse von 53 Langzeitstudien mit mehr als 40000 Kindern und Jugendlichen hat nach Anzeichen von Depressionen und Angststörungen im Verlauf der COVID-19-Pandemie gesucht. Tatsächlich haben diese zwischen Januar 2020 und Mai 2022 zugenommen – vor allem bei Mädchen und in reicheren Haushalten.

Hintergrund

Eine große Zahl von Kohortenstudien hat die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Verlauf der COVID-19-Pandemie zum Inhalt gehabt. Die Ergebnisse sind jedoch widersprüchlich: Während manche Untersuchungen eine Zunahme von Depressionen und Angststörungen konstatieren, fanden andere keine Veränderungen oder sogar eine Abnahme dieser Symptome während der Pandemie im Vergleich zum Zeitraum davor.

Design

Systematische Übersicht und Meta-Analyse zur Synthese der verfügbaren Langzeitforschung bezüglich der Richtung und Größenordnung von Veränderungen depressiver und Angst-Symptome bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie im Vergleich zum Zeitraum davor. Durchsucht wurden die Datenbanken Medline, Embase und PsychInfo nach englischsprachigen Publikationen in begutachteten Journalen zwischen 1. Januar 2020 und 17. Mai 2022.

Ergebnisse

  • Es fanden sich 53 Langzeitstudien mit Daten vor der Pandemie zu 40.807 Kindern und Jugendlichen aus 12 Ländern. Darunter waren 33.682, für die auch Daten während der Pandemie erhoben wurden.
  • Hauptstudienziel waren die standardisierten mittleren Veränderungen (SMC) bei den Symptomen. Hier gab es bei den Depressionen gute Evidenz für ein Zunahme (SMC 0,26; 95%-Konfidenzintervall 0,19 – 0,33).
  • Die Zunahme depressiver Symptome war bei den weiblichen Teilnehmern besonders ausgeprägt (SMC 0,32; 95%-KI 0,21 – 0,42), außerdem bei Kindern und Jugendlichen aus Haushalten mit mittlerem bis hohem Einkommen (SMC 0,35; 95%-KI 0,07 – 0,63), und für Studien, die in Nordamerika durchgeführt wurden (SMC 0,25; 95%-KI 0,15 – 0,36) oder in Europa (SMC 0,35; 95%-KI 0,17 – 0,53).
  • Bezüglich der Angst-Symptomatik fanden die Forscher starke Evidenz für eine leichte Zunahme (SMC 0,10; 95%-KI 0,04 – 0,16).

Klinische Bedeutung

Die Meta-Analyse scheint die Befürchtung zu bestätigen, dass depressive- und Angst-Symptome sich bei Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie verstärkt haben – zumindest bis Mitte 2022. Dass dieser Trend offenbar unter Mädchen, im Westen und in reichen Haushalten besonders ausgeprägt ist, könne als Hinweis und Weckruf für die Gesundheitspolitik dienen, schreiben die Autoren – ohne jedoch konkrete Maßnahmen zu empfehlen.

Finanzierung: Keine Angaben.