Meta-Analyse: Antihistaminika könnten kurzfristig bei akutem Schwindel helfen

  • JAMA Neurology

  • von Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Eine eher kleine Meta-Analyse mit wenigen europäischen Teilnehmern bescheinigt Antihistaminika eine moderat bessere Wirkung bei akutem Schwindel als Benzodiazepinen. Über längere Zeiträume gab es allerdings keine substanziellen Effekte.

Hintergrund

Gegen akute Anfälle von Vertigo werden häufig Antihistamine oder Benzodiazepine verschrieben, jedoch ist deren Wirksamkeit unklar.

Design

Systematische Übersicht und Meta-Analyse zur Wirksamkeit von Antihistaminen und Benzodiazepinen bei Schwindel jeglicher Ursache. Durchsucht wurden die Datenbanken PubMed, CENTRAL, EMBASE, CINAHL, Scopus und ClinicalTrials.gov bis Januar 2019, einschließlich der Referenzen in den gefundenen Artikeln. Eingeschlossen wurden randomisierte klinische Studien, bei denen ein Antihistamin oder Benzodiazepin mit einer anderen Therapie, mit Placebo, oder mit keiner Intervention verglichen wurde bei Patienten, deren Schwindel maximal 2 Wochen andauerte. Zielkriterium war die Veränderung auf der 10 bzw. 100 Punkte umfassenden Vertigo bzw. Dizziness Visuellen Analog-Skala (VAS) binnen 2 Stunden nach Behandlungsstart. Sekundär wurden u.a. gemessen das Verschwinden des Schwindels nach 1 Woche oder nach 1 Monat.

Ergebnisse

  • Unter den 27 gefundenen Studien konnten 17 mit insgesamt 1586 Teilnehmern ausgewertet werden – allerdings nur 7 Studien mit 802 Patienten bezüglich des primären Studienziels. Die größten davon wurden in der Türkei (n= 200) und im Iran (n=170) durchgeführt.
  • Eine einzelne Dosis Antihistamin erwies sich im Vergleich zu Benzodiazepinen als deutlich wirksamer mit einer Differenz von 16,1 Punkten auf der 100-Punkte VAS. bei anderen Vergleichen war der Unterschied mit 2,7 Punkten jedoch nicht signifikant.
  • Nach einer Woche und einem Monat waren weder Antihistamine noch Benzodiazepine besser als Placebo .

Klinische Bedeutung

Die mit vergleichsweise wenigen Patienten – davon ca.  200 in Europa – durchgeführte Meta-Analyse ergab „moderat starke“ Hinweise darauf, dass zur Behandlung akuten Schwindels eine Einfachdosis Antihistamin kurzfristig besser hilft als Benzodiazepine. Mittel- und längerfristig scheinen jedoch beide Substanzklassen nicht mehr zu helfen als ein Placebo.

Finanzierung: Keine Angaben.