Menopause: Orale Östrogentherapie erhöht Risiko für Bluthochdruck

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Frauen im Alter von 45 Jahren und älter, die aufgrund von Wechseljahrsbeschwerden Östrogene in Tablettenform einnehmen, haben offenbar ein höheres Risiko Bluthochdruck zu entwickeln als Frauen, die auf transdermale oder vaginale Östrogenpräparate zurückgreifen. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, die jüngst in Hypertension veröffentlicht wurde.

Östrogene als Monotherapie 

Die perimenopausale Hormontherapie basiert auf der Gabe von Östrogenen als Monotherapie oder in Kombination mit einem Progesteron. Forscher von der Universität Calgary, Kanada sind nun der Frage nachgegangen, inwiefern sich die verschiedenen Applikationsformen und Östrogenformulierungen auf das Hypertonie-Risiko der Anwenderinnen auswirken. Hierzu werteten sie die Daten von mehr als 112 000 kanadischen Frauen im Alter von 45 Jahren und älter aus, die zwischen 2008 und 2019 mindestens sechs Monate lang eine reine Östrogen-Hormontherapie angewendet hatten. Die Mehrheit der Studienteilnehmerinnen nahm Östrogen mehr als drei Jahre lang ein. In die Studie einbezogen wurden oral, transdermal und vaginal applizierte Östrogene. Die beiden häufigsten Östrogenformulierungen, die von den Studienteilnehmerinnen verwendet wurden, waren Östradiol und konjugiertes equines Östrogen.

Anstieg des Hypertonierisikos um 14 Prozent gegenüber Pflaster, Gel oder Creme

Laut Studienergebnissen stieg bei oraler Östrogentherapie das Risiko eine Hypertonie zu entwickeln um 14 Prozent gegenüber Frauen, die ein transdermales Hormonpräparat, beispielsweise ein Pflaster, ein Gel oder eine Creme, angewendet hatten und sogar um 19 Prozent im Vergleich zu Frauen, die vaginale Östrogencremes oder -zäpfchen verwendeten. Dabei wurde ein stärkerer Zusammenhang bei Frauen unter 70 Jahren im Vergleich zu Frauen über 70 Jahren festgestellt. Bezüglich der einzelnen Wirkstoffe errechneten die Forscher ein um 8 Prozent höheres Hypertonierisiko für konjugierte equine Östrogene im Vergleich zu Östradiol-Präparaten.

Dauer und Dosis entscheidend

Die Autoren stellten fest, dass die Einnahme von Östrogen über einen längeren Zeitraum oder eine höhere Dosis mit einem höheren Risiko für Bluthochdruck verbunden war. Laut der Erstautorin Cindy Kalenga deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass es für Frauen in den Wechseljahren, die eine Hormontherapie durchführen, verschiedene Arten von Östrogen gibt, die möglicherweise ein geringeres kardiovaskuläres Risiko aufweisen. „Dazu gehören niedrig dosierte, nicht-orale Östrogene - wie Östradiol in transdermaler oder vaginaler Form - für einen möglichst kurzen Zeitraum, je nach den individuellen Symptomen und dem Nutzen-Risiko-Verhältnis", betonte Kalenga.

"Dies ist die größte Studie, die nur Frauen untersucht hat, die ausschließlich Östrogen und keine Gestagene als Hormonersatztherapie einnehmen", sagte die Hauptautorin Sofia Ahmed, von der Cumming School of Medicine der Universität Calgary, Kanada. Allerdings werde eine reine Östrogentherapie meist Frauen verschrieben, bei denen eine Hysterektomie durchgeführt wurde. Frauen mit einer intakten Gebärmutter erhalten in der Regel eine Kombinationstherapie aus Östrogen und Gestagen.

Studien zur Kombinationspräparaten in der Pipeline

Weitere Untersuchungen zur Kombination von Östrogen und Gestagen sowie zu reinen Gestagenformulierungen der Hormontherapie und deren Auswirkungen auf Herz- und Nierenerkrankungen sind bereits in Planung, betonen die Studienautoren. „Es ist wirklich wichtig, mehr Wissen über sichere und wirksame Hormonbehandlungen für Frauen in den Wechseljahren zu haben. Wir brauchen große, randomisierte Studien, welche die Komplexität der Hormontherapie in dieser wichtigen Übergangsphase im weiblichen Lebenszyklus berücksichtigt", resümiert Ahmed.