Mehr evidenzbasierte Leitlinien zu teuer

  • Presseagentur Gesundheit (pag)
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Berlin (pag) - Das Berliner Forum der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), beschäftigt sich mit der Frage, wie mehr evidenzbasierte Leitlinien generiert werden können.

Der finanzielle und personelle Aufwand für die Erarbeitung hochwertiger Leitlinien ist enorm und übersteigt zunehmend die vorhandenen Ressourcen selbst großer Fachgesellschaften. Seit 2020 stellt der Innovationsfonds für die Entwicklung und Implementierung von Leitlinien jährlich fünf Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollen Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit ausgebaut und in Therapiegebiete vorgestoßen werden, in denen es heute keine oder nur Leitlinien mit niedriger methodischer Legitimation gibt. „Diese Finanzierung nimmt natürlich keinen Einfluss auf die fachlichen Inhalte der Leitlinien“, betont der Vorsitzende des Innovationsausschusses Prof. Josef Hecken auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Veranstaltung. Bislang seien in zwei Auswahlrunden 41 von 62 beantragten Projekten ausgewählt und mit 12,7 Millionen Euro gefördert worden. 

Im Laufe des Sommers soll nach einigen Verzögerungen das Forschungsdatenzentrum an den Start gehen, verkündet Prof. Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Nutzung der Daten soll akademischen Zentren vorbehalten bleiben. Die Industrie soll laut Broich „erst mal außen vor“ bleiben. Auch das BfArM selbst könne nicht einfach auf die Daten zugreifen, sondern müsse mit wissenschaftlichen Einrichtungen kooperieren.

Mit vier gesetzlichen Registern ist Deutschland aus Sicht des stellvertretenden Präsidenten der AWMF Prof. Hennig Schliephake „nicht schlecht aufgestellt“. Die bürokratischen Hürden für eine Nutzung und Auswertung der Daten seien derzeit allerdings noch so hoch, „dass die Gefahr besteht, dass hier riesige Datenfriedhöfe entstehen, deren großes Potenzial für die Gesundheitsforschung ungenutzt bleibt“. Um eine unabhängige Finanzierung der klinischen Forschung zu gewährleisten, schlagen die Fachgesellschaften einen Fonds der nationalen Gesundheitswirtschaft vor.