Mehr Bewegung, geringeres Parkinson-Risiko
- Pauline Anderson
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Körperliche Aktivität wird mit einem deutlich geringeren Risiko für Morbus Parkinson (PD) bei Frauen in Verbindung gebracht, so die Ergebnisse einer großen prospektiven Langzeitstudie. Die Forscher fanden heraus, dass unter den fast 99.000 Frauen, die an der laufenden E3N-Studie teilnahmen, diejenigen, die am häufigsten Sport trieben, ein bis zu 25 % geringeres Risiko für Morbus Parkinson hatten als weniger aktive Frauen.
Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, schon in der Lebensmitte Sport zu treiben, um einer späteren Parkinson-Erkrankung vorzubeugen, sagte Studienleiter Dr. Alexis Elbaz vom Inserm in Paris. Dies sei besonders wichtig, da es weder eine Heilung noch krankheitsmodifizierende Behandlungen gebet. Die verfügbaren Medikamente zielten auf die Linderung von Symptomen ab. "Es ist wirklich wichtig, Wege zu finden, um den Ausbruch der Parkinson-Krankheit zu verhindern oder zu verzögern. Körperliche Aktivität scheint eine der möglichen Strategien zur Verringerung des Risikos zu sein", sagte Elbaz.
Direkte schützende Wirkung?
Die Ergebnisse früherer Untersuchungen, die den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Parkinson untersuchten, waren widersprüchlich. Eine Meta-Analyse zum Beispiel ergab einen statistisch signifikanten Zusammenhang bei Männern, aber keinen signifikanten Zusammenhang bei Frauen.
Die Forscher weisen darauf hin, dass in einigen früheren Studien eine umgekehrte Kausalität habe vorliegen können: Da nicht-motorische Symptome wie Obstipation und subtile motorische Anzeichen wie Tremor und Gleichgewichtsstörungen bereits Jahre vor der PD-Diagnose auftreten können, reduzieren die Patienten möglicherweise aufgrund dieser Symptome ihre körperliche Aktivität. Um diesen potenziellen Störfaktor auszuschalten, verwendeten die Forscher "Lag"-Analysen, bei denen Daten über das Ausmaß der körperlichen Aktivität in den Jahren kurz vor der Parkinson-Diagnose ausgelassen werden.
Die Studie stützte sich auf Daten aus der E3N, einer laufenden Kohortenstudie mit 98.995 Frauen, die zwischen 1925 und 1950 geboren und 1990 rekrutiert wurden und einer französischen Krankenkasse angehörten, die vor allem Lehrer versichert. Die Teilnehmerinnen füllten zu Beginn der Studie einen Fragebogen zum Lebensstil und zur medizinischen Vorgeschichte aus und beantworteten alle 2 bis 3 Jahre einen Follow-up-Fragebogen.
In sechs der Fragebögen machten die Teilnehmerinnen Angaben zu verschiedenen Freizeit-, Sport- und Haushaltstätigkeiten - zum Beispiel Spazierengehen, Treppensteigen, Gartenarbeit und Putzen. Die Autoren ordneten jeder Aktivität einen MET-Wert (Metabolic Equivalent of Task) zu und multiplizierten die MET-Werte mit ihrer Häufigkeit und Dauer, um einen Wert für die körperliche Aktivität zu erhalten. Definitive und wahrscheinliche Parkinson-Fälle wurden anhand von selbst angegebenen ärztlichen Diagnosen, Antiparkinson-Präparaten und Krankenakten ermittelt, wobei die Diagnosen von einem Expertengremium überprüft wurden.
Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem Auftreten von Morbus Parkinson in einer verschachtelten Fall-Kontroll-Studie, an der 25.075 Frauen (1196 Morbus Parkinson-Fälle und 23.879 Kontrollen) mit einem Durchschnittsalter von 71,9 Jahren teilnahmen. Sie fanden heraus, dass die körperliche Aktivität bei Betroffenen während der gesamten Nachbeobachtung deutlich geringer war als bei Kontrollpersonen.
Der Unterschied zwischen den Betroffenen und den Kontrollpersonen begann sich 10 Jahre vor der Diagnose zu vergrößern (P-Interaktion = 0,003). "Als wir die Entwicklung der körperlichen Aktivität bei Parkinson-Patienten und bei Kontrollpersonen untersuchten, stellten wir fest, dass die körperliche Aktivität in den 10 Jahren vor der Diagnose stärker als bei den Kontrollpersonen abnahm. Wir glauben, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass diese subtilen Prodromalsymptome die Menschen dazu veranlassen, sich weniger zu bewegen", so Elbaz.
In der Hauptanalyse, die mit einer Lücke von 10 Jahren durchgeführt wurde, entwickelten 1074 Frauen während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 17,2 Jahren einen neu aufgetretenen M. Parkinson. Bei Frauen im höchsten Quartil der körperlichen Aktivität war das Risiko für Parkinson um 25 % geringer als bei Frauen im niedrigsten Quartil (bereinigte Hazard Ratio [HR] 0,75; 95 % KI 0,63 - 0,89).
Das Risiko für PD verringerte sich linear mit zunehmender körperlicher Aktivität, so Elbaz. "Selbst ein bisschen körperliche Betätigung ist also besser als gar nichts zu tun.“
Analysen, die 15- und 20-Jahres-Lücken berücksichtigten, kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Sensitivitätsanalysen, bei denen die mediterrane Ernährung sowie die Aufnahme von Koffein und Milchprodukten berücksichtigt wurden, ergaben ebenfalls ähnliche Ergebnisse. Dies galt auch für Analysen, bei denen Begleiterkrankungen wie Body-Mass-Index, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen berücksichtigt wurden, die alle das Parkinson-Risiko beeinflussen können.
"Dies untermauert die Annahme, dass Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Parkinson nicht erklären. Die wahrscheinlichste Hypothese ist also, dass körperliche Aktivität eine direkte schützende Wirkung auf das Gehirn hat", so Elbaz.
Studien haben gezeigt, dass sich körperliche Aktivität auf die Plastizität des Gehirns auswirkt und den oxidativen Stress im Gehirn verringern kann - ein Schlüsselmechanismus, der bei Parkinson eine Rolle spielt, fügte er hinzu.
Körperliche Aktivität ist eine risikoarme, kostengünstige und einfach verfügbare Maßnahme. Die Studie war jedoch nicht darauf ausgerichtet, die Art der körperlichen Betätigung zu bestimmen, die am besten vor Parkinson schützt.
Die wichtigste Einschränkung der Studie besteht darin, dass sie sich auf Selbstauskünfte zu körperlicher Aktivität stützte und nicht auf objektive Messgeräte wie Beschleunigungsmesser. Darüber hinaus waren die Teilnehmer nicht unbedingt repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung.
Belastbare Evidenz
In einem begleitenden Leitartikel stellen Lana M. Chahine, Professorin in der Abteilung für Neurologie an der Universität von Pittsburgh, und Dr. Sirwan K. L. Darweesh (Center of Expertise for Parkinson and Movement Disorders, Nimwegen) fest, dass die Studie "belastbare Evidenz" dafür liefert, dass körperliche Aktivität das Risiko für Parkinson bei Frauen verringert. "Diese Ergebnisse zeigen, dass sich das Feld in die richtige Richtung bewegt und liefern eine klare Begründung für Bewegungsstudien, um das Auftreten einer manifesten Parkinsonerkrankung bei Risikopersonen zu verhindern oder zu verzögern", schreiben sie.
Die Studie weist auf "Wissenslücken" hin, die eine genauere Betrachtung verdienen, und dass "weitere Erkenntnisse darüber erforderlich sind, inwieweit die Auswirkungen auf Morbus Parkinson je nach Art, Intensität, Häufigkeit und Dauer der körperlichen Betätigung variieren", so die Herausgeber.
Eine weitere Lücke ist die Frage, wie die Genauigkeit der Bewertung von körperlicher Aktivität über die Selbsteinschätzung hinaus verbessert werden kann. "Die Technologie von am Körper getragenen Sensoren bietet jetzt die Möglichkeit, die körperliche Aktivität aus der Ferne und objektiv in Präventionsstudien zu bewerten", fügen sie hinzu.
Weitere Bereiche, die erforscht werden müssen, betreffen die Mechanismen, durch die körperliche Aktivität das Parkinson-Risiko senkt, und die Frage, inwieweit die Auswirkungen körperlicher Aktivität von Person zu Person variieren, merken Chahine und Darweesh an.
Dieser Beitrag ist im Original erschienen auf Medscape.com und von Dr. Petra Kittner übersetzt worden.
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