Lungenödem beim Freiwasserschwimmen zu wenig beachtet

  • Heather Mason
  • Medizinische Nachrichten
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Eine wachsende Evidenzlage zeigt eine Assoziation zwischen einem durch Schwimmen ausgelösten Lungenödem (swimming-induced pulmonary oedema, SIPE) und dem Freiwasserschwimmen. Da allein in England im Jahr 2021 mehr als drei Millionen Menschen diesem Sport nachgingen, ist es von wesentlicher Bedeutung, das Bewusstsein für diese Erkrankung, ihre Symptome und für optimale Behandlungsschemata zu schärfen.

Ein Team der Royal United Hospitals (RUH) in Bath, UK, stellte den Fall eines Myokardödems mit SIPE in BMJ vor. Die Patientin war eine Frau mittleren Alters und eine ansonsten gesunde Langstreckenschwimmerin. Nach einem nächtlichen Freiwasserschwimmtraining bei einer Temperatur von ca. 17 °C stellte sie sich mit signifikanter Dyspnoe, Hämoptyse und Tachykardie vor. Eine Woche zuvor war bei ihr eine leichtere Episode aufgetreten. Röntgenaufnahmen zeigten ein leichtes Lungenödem mit bilateraler perihilärer Milchglas-Konsolidierung. Es wurde keine signifikante strukturelle Herzerkrankung oder Thrombose festgestellt. Die MRT des Herzens zeigte ein lokalisiertes Myokardödem bei normaler Größe der rechten und linken Ventrikel, was auf eine Ischämie, Drucküberlastung oder subklinische Myokarditis schließen ließ. Die Symptome lösten sich innerhalb von zwei Stunden nach der Vorstellung im Krankenhaus auf und die Patientin wurde innerhalb von 24 Stunden entlassen.

Die SIPE-Inzidenz liegt schätzungsweise zwischen 1,1 % und 1,8 % und tritt häufig bei Personen auf, die ansonsten fit und gesund sind, ein SIPE wird jedoch wahrscheinlich nur unzureichend erfasst.

Es ist möglich, dass das Freiwasserschwimmen hämodynamische Veränderungen hervorruft, die mit einer durch die Kälte verursachten Zentralisierung des Blutvolumens und einer übermäßigen vasokonstriktiven Reaktion der Lunge bei gleichzeitig erhöhtem Herzminutenvolumen zusammenhängen. Die Ätiologie ist unbekannt, könnte jedoch eine Stress-Kardiomyopathie, Koronarspasmen, Drucküberlastung der Ventrikel oder ein Entzündungsgeschehen umfassen.

Personen mit linksventrikulärer Hypertrophie, Hypertonie oder struktureller Herzerkrankung haben in der Regel einen höheren Vorhofdruck und sind daher wahrscheinlich weniger in der Lage, einen weiteren Anstieg der Vorlast zu tolerieren, wodurch ein SIPE begünstigt wird.

Es stehen keine formalen medizinischen Leitlinien zur Erkennung und Behandlung dieser komplexen Erkrankung zur Verfügung. Ein SIPE sollte bei Patienten in Betracht gezogen werden, die nach dem Freiwasserschwimmen oder Tauchen mit Dyspnoe vorstellig werden. Zur Behandlung leichter Fälle werden eine CPAP-Therapie (kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck), Bronchodilatatoren und eine Diurese empfohlen, und zur Behandlung schwerwiegenderer Fälle eine invasive mechanische Beatmung. Einige Patienten können während einer akuten Episode eine vorübergehende myokardiale Dysfunktion aufweisen Mehr Daten zum SIPE werden eine bessere Charakterisierung der Myokardpathologie ermöglichen und potenziell zu Risikostratifizierungsalgorithmen beitragen.