Long-COVID: Geimpfte sind nach Durchbruchinfektionen der Delta-Variante von SARS-CoV-2 kaum geschützt

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Das Risiko einer „Long-COVID“-Erkrankung sinkt nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 mit nachfolgender Durchbruchinfektion lediglich um etwa 15 %, besagt die bislang größte Kohortenstudie zu dieser Frage, bei der die Daten von mehr als 13 Millionen Menschen ausgewertet wurden. Auch ein um etwa ein Drittel niedrigeres Sterberisiko im ersten halben Jahr belegt, dass die Impfung in diesem Szenario nur unvollständigen Schutz bietet.

Hintergrund

Der Terminus „Long-COVID“ bezeichnet Beschwerden, Beeinträchtigungen der Gesundheit und Folgeerkrankungen, die Wochen oder Monate nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 persistieren können. Je nach Definition sind 7 bis zu 30 % aller Infizierten davon betroffen. Ob Geimpfte nach einer Durchbruchinfektion besser vor Long-COVID geschützt sind als Ungeimpfte, war bislang unklar.

Design

Auswertung der Gesundheitsdaten von Januar bis Oktober 2021 für pensionierte Militärangehörige der USA (US Department of Veterans Affairs). Ziel war es, die Risiken und die Krankheitslast über 6 Monate bei 33940 Menschen zu charakterisieren, die nach vollständiger Impfung eine Durchbruchinfektion mit SARS-CoV-2 hatten. Dabei wurde weiter unterschieden zwischen solchen ohne und mit Aufenthalt im Krankenhaus bzw. auf einer Intensivstation. Als Kontrolle dienten kontemporäre (ca. 5 Millionen) oder historische (ca. 6 Millionen) Gesundheitsdaten von ungeimpften Individuen ohne Hinweis auf eine SARS-CoV-2-Infektion, sowie von ca. 2,5 Millionen Geimpften – ebenfalls ohne Hinweis auf eine SARS-CoV-2-Infektion.

Ergebnisse

  • Im Zeitraum von 30 Tagen bis 6 Monaten nach einer Infektion hatten Menschen mit einer Durchbruchinfektion gegenüber der zeitgenössischen Kontrollgruppe ein annähernd doppelt so hohes Sterberisiko (HR = 1,75; 95%-Konfidenzintervall 1,59 – 1,93).
  • Das Risiko für post-akute Folgekrankheiten und Spätkomplikationen war ebenfalls erhöht, und zwar um 50 % (HR 1,50; 95%-KI 1,46 – 1,54). Dies äußerte sich in einer erhöhten Rate sowohl kardiovaskulärer als auch hämatologischer, gastrointestinaler, renaler, psychischer, metabolischer, skelettaler und neurologischer Störungen. Diese Resultate waren konsistent auch beim Vergleich mit der historischen und der geimpften Kontrollgruppe.
  • Menschen mit Durchbruchsinfektionen hatten gegenüber Ungeimpften nach einer SARS-CoV-2-Infektion (n = 113474) einer niedrigeres Sterberisiko (HR = 0,66; 95%-KI 0,58 – 0,74), und die Inzidenz post-akuter Folgekrankheiten und Spätkomplikationen war ebenfalls niedriger (HR = 0,85; 95%-KI 0,82 – 0,89).

Klinische Bedeutung

Die Studie wurde durchgeführt, als die Delta-Variante von SARS-CoV-2 dominierte. Heute wird der weitaus größte Teil aller Infektionen durch verschiedene Omikron-Varianten verursacht. Ob diese überhaupt Long COVID hervorrufen können, ist noch nicht erwiesen. Vermutlich im Herbst werden die ersten, an Omikron angepassten Impfstoffe auf den Markt kommen, sodass die Zahlen aus der aktuellen Studie nur von begrenztem Wert für die Vorbereitung künftiger Schutzmaßnahmen sein können.

Finanzierung: Keine Angaben.