LMU-Studie: Antigen-Schnelltests bei Omikron-Infektion weniger zuverlässig
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernaussagen
Die meisten der in Deutschland angebotenen Antigen-Schnelltests können auch die Omikron-Variante des Coronavirus nachweisen, verkündete jüngst das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Eine ernüchternde Bilanz zieht indessen eine Studie des Max von Pettenkofer-Instituts an der LMU München, die jüngst in Medical Microbiology and Immunology veröffentlicht wurde. Um ein positives Ergebnis in Antigen-Schnelltests zu erzielen, muss offenbar deutlich mehr Virusmaterial in der Probe sein als bei der Delta-Variante.
In ihrer Studie bewerteten Wissenschaftler um Andreas Ostermann von der Arbeitsgruppe des Münchner Virologen Oliver Keppler die Leistungsfähigkeit von neun kommerziell erhältlichen SARS-CoV-2-Antigen-Schnelltests, die während der COVID-19-Pandemie auf dem europäischen Markt eingeführt wurden.
Dazu untersuchten sie insgesamt 115 SARS-CoV-2 PCR-negative und 166 SARS-CoV-2 PCR-positive Atemwegsproben, die aus dem Zeitraum zwischen Oktober 2021 und Januar 2022 stammten. 101 Proben enthielten die Omikron- und 65 Proben die Delta-Variante. Eine zweite Gruppe von Proben bestand aus zellkulturexpandierten klinischen Isolaten beider besorgniserregenden Varianten (VOC).
Sensitivität bei Omikron deutlich reduziert
Bei der Bewertung der Sensitivität lag die 50-prozentige Nachweisgrenze (LoD50) für die Omikron-Proben zwischen 1,77 × 106 und 7,03 × 107 RNA-Kopien im Vergleich zu 1,32 × 105 und 2,05 × 106 für die Proben mit der Delta-Variante. Um ein positives Ergebnis zu erzielen, waren somit für Omikron- im Vergleich zu Delta-haltigen Proben bis zu 10-fach (LoD50) bzw. 101-fach (LoD95) höhere Viruslasten erforderlich. Die Raten echter positiver Testergebnisse lagen für Omikron-Proben in der Kategorie mit der höchsten Viruslast (Ct-Werte < 25) zwischen 31,4 und 77,8 Prozent, während sie bei Proben mit mittleren Ct-Werten (25-30) auf 0 bis 8,3 Prozent sanken.
Auffällig war jedoch, dass sich die Empfindlichkeiten für beide VOC bei Verwendung von Antigen-Schnelltests einander anglichen, wenn expandierte Virusbestände getestet wurden. Die Zuverlässigkeit von Schnelltests mit in Zellkultur gehaltenen Coronaviren zu bewerten, müsse daher laut der Autoren infrage gestellt werden.
Aussagen über Zuverlässigkeit verfrüht
Da Omikron ansteckender ist als frühere Varianten von SARS-CoV-2, ist davon auszugehen, dass COVID-19-Patienten, mit oder ohne Symptome, trotz einer geringeren Viruslast in Atemwegsabstrichen potenziell infektiös sind. Das Bewusstsein für die geringere Nachweisrate von Omikron-Infektionen durch Schnelltests müsse daher geschärft werden, fordern die Autoren. Aktuelle Mitteilungen des Paul-Ehrlich-Instituts und des Bundesministeriums für Gesundheit über die scheinbare Zuverlässigkeit von Antigen-Schnelltests zum Nachweis einer Omikron-Infektion seien indessen verfrüht.
Darüber hinaus empfehlen die Autoren, dass das Auftreten zukünftiger VOC mit einem veränderten Mutationsmuster im Nukleokapsidprotein zu einer sofortigen Neubewertung der Leistung von Antigen-Schnelltests führen. Das gilt derzeit vor allem für die sich schnell ausbreitende BA.2-Unterlinie von Omikron.
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