L-Thyroxin – potenzielle Verfälschung der Laborergebnisse bei gleichzeitiger Anwendung von Biotin
- Bettina Martini
- Medizinische Nachrichten
Die Einnahme von Biotin kann fälschlicherweise erhöhte oder erniedrigte Laborwerte zur Überwachung der Schilddrüsenfunktion verursachen, wenn zur Bestimmung bestimmte Immunoassays eingesetzt werden. Das Risiko verfälschter Ergebnisse steigt mit der Dosis von Biotin. Da derartige Testergebnisse unter anderem zur Anpassung der Dosis von L-Thyroxin verwendet werden und verfälschte Testergebnisse eine unangemessene Patientenbehandlung zur Folge haben können, sind Änderungen der Produktinformation L-Thyroxin-haltiger Arzneimittel geplant:
- Vor Durchführung von Schilddüsenfunktionstests sollten Patienten nach der Einnahme von Biotin gefragt werden.
- Patienten sollten den Arzt und/oder das Laborpersonal über die Einnahme (auch eine kurz zurückliegende) von Biotin informieren.
- Bei der Interpretation der Testergebnisse sollte eine mögliche Interferenz mit Biotin bedacht werden, insbesondere wenn diese nicht mit der klinischen Symptomatik und/oder Ergebnissen anderer Untersuchungen übereinstimmen.
- Bei Anwendung von Biotin sollte das Labor informiert und ggf. dort alternative Tests zur Bestimmung des Schilddrüsenstatus verwendet werden.
Betroffen sind Immunoassays, die auf einer Interaktion zwischen Biotin und Streptavidin basieren. Dieses Prinzip wird je nach Hersteller auch bei der Untersuchung anderer Laborwerte verwendet (z. B. Hormone, Herz-, Tumor-, Infektionsmarker). Biotin wird auch als Vitamin H, Vitamin B7 oder Vitamin B8 bezeichnet und kommt in zahlreichen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln vor.
Weitere aktuelle Änderungen der Produktinformation L-Thyroxin-haltiger Arzneimittel betreffen Interaktionen mit:
- Johanniskraut: reduzierte Serumkonzentration von L-Thyroxin möglich;
- Protonenpumpeninhibitoren (PPI): verringerte Absorption von Schilddrüsenhormonen möglich; regelmäßige klinische und laborchemische Überwachung der Schilddrüsenfunktion und ggf. Anpassung der Schilddrüsenhormondosis empfohlen; Vorsicht auch beim Absetzen von PPI
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise