Krebsarzneien in den USA: Mehr als 300 Zulassungen in einer Dekade

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Zwischen den Jahren 2009 und 2020 hat sich Zahl der Zulassungen für Krebsmedikamente von 8 auf 57 erhöht. Obwohl darunter viele Substanzen mit einem neuen Wirkmechanismus sind, handelt es sich beim Groß doch um Indikationserweiterungen und Zulassungen von „Next-in-class“-Arzneien.

Hintergrund

Gegen Krebserkrankungen werden sowohl Medikamente mit neuen Wirkmechanismen entwickelt als auch solche, die auf bereits bekannten Prinzipien beruhen („next in class“). Der relative Anteil beider Arten von Arzneimitteln sei noch zu wenig erforscht, schreiben die Autoren der aktuellen Untersuchung.

Design

Querschnittsstudie aller Krebsarzneien, die von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zwischen Januar 2009 und Dezember 2020 zugelassen wurden. Die Präparate wurden gemäß der Etikettierung durch die FDA verschiedenen Wirkstoffklassen zugeordnet, wobei unterstützende Therapien nicht berücksichtigt wurden. Die Arzneien wurden in 3 nicht überlappenden Kategorien eingeteilt:

  1. Erstmalige Zulassung für einen neuen Wirkmechanismus,
  2. Erstmalige Zulassung einer Arznei mit bereits etabliertem Wirkmechanismen (next-in-class),
  3. Neue/erweiterte Indikation einer bereits zugelassenen Substanz.

Die Auswertung erfolgte dann einerseits mit Bezug auf alle Tumorarten zusammen, und andererseits für jede Tumorart separat. Als Beispiel nennen die Autoren Pembrolizumab, den ersten zugelassenen monoklonalen Antikörper gegen das programmierte-Zelltodprotein 1 überhaupt. Es wurde 2014 beim Melanom und 2016 gegen Kopf- und Halstumoren zugelassen, und wurde in der 1. Auswertung nur einmal als neuer Wirkmechanismus gezählt, in der 2. Auswertung dagegen 2 Mal.

Ergebnisse

  • Insgesamt wurden im Studienzeitraum 332 Genehmigungen erteilt. Deren Zahl nahm ständig zu, von anfänglich 8 / Jahr auf 57. Durch die zugelassenen Substanzen werden 57 verschiedene Targets angegriffen, allein 65 richten sich gegen PD-L1. Pharmazeutisch wurden die Zulassungen unterteilt in kleine inhibitorische Moleküle (43 %) monoklonale Antikörper (35 %), Chemotherapeutika (7 %), sowie Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (5 %).
  • Auswertung für alle Tumorarten zusammen:
    • Die Mehrzahl der Zulassungen wurde erteilt für die Erweiterung der Indikation von Arzneien bereits etablierter Wirkmechanismen („next-in-class“) beim gleichen Tumortyp (59 %).
    • Bei 25 % der Zulassungen handelte es sich die erste Zulassung einer next-in-class-Arznei bei einer neuen Tumorentität.
    • Lediglich 16 % aller Zulassungen basierten auf einem neuen Wirkmechanismus.
  • Auswertung nach separaten Tumorentitäten:
    • 32 % Indikationserweiterungen einer Arznei innerhalb der gleichen Tumorart,
    • 31 % Erstzulassungen für eine Next-in-class-Arznei bei einem bestimmten Tumor,
    • 37 % Zulassung für neuen Wirkmechanismus bei einer neuen Tumorart.

Klinische Bedeutung

Die Zahl der Zulassungen für neue Krebsmedikamente ist in den USA binnen einer Dekade exponentiell gewachsen, und bei mehreren Krebsarten wurden im gleichen Zeitraum längere Überlebenszeiten registriert. Die aktuelle Übersicht quantifiziert zwar den Zulassungsprozess anhand nachvollziehbarer Kriterien, die Ergebnisse spiegeln jedoch auch die gewählten Kategorien wider und lassen dementsprechend viel Raum für Interpretationen, welche Art von Neuerungen für die Patienten mit dem größten Nutzen verbunden sind.

Finanzierung: Arnold Ventures via University of California, San Francisco.