Koronare Herzkrankheit und Herzinsuffizienz: Deutliche Inzidenz-Abnahme
- Dr. med.Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Das Risiko, aufgrund von neu auftretenden Herzerkrankungen vertragsärztlich behandelt werden zu müssen, nimmt in Deutschland ab. Vor allem bei der Koronaren Herzkrankheit (KHK) und der Herzinsuffizienz sank einer Mitteilung zufolge in den Jahren 2013 bis 2021 die Inzidenz deutlich. Die rückläufige Inzidenz für KHK und Herzinsuffizienz korrespondierte mit einer Abnahme der Mortalitätsraten in der Bevölkerung in den Jahren 2011 bis 2020, die bei 20 bzw. 40 Prozent liegen. Ebenfalls stark rückläufig war die Inzidenz der sehr seltenen Erkrankungsgruppe akutes rheumatisches Fieber. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zu „Bundesweiten Inzidenztrends diagnostizierter Herzerkrankungen in den Jahren 2013 bis 2021“.
Die Inzidenz diagnostizierter Herzerkrankungen und des kardiovaskulären Risikofaktors Hypertonie variierte 2021 zwischen 0,13 (akutes rheumatisches Fieber) und 30,6 (Hypertonie) pro 1000 Personen. Zwischen 2013 und 2021 zeigte die alters- und geschlechtsstandardisierte Inzidenz pro Erkrankungsgruppe mehrheitlich einen schrittweisen Rückgang. Der stärkste relative Rückgang zwischen 2013 (0,20 Neuerkrankungen pro 1000 Personen) und 2021 (0,13/1000) wurde beim akuten rheumatischen Fieber (minus 35 Prozent) beobachtet. Darauf folgten die KHK (Inzidenz in 2013: 12,71/1000, 2021: 9,52/1000) und die Herzinsuffizienz (2013: 10,49/1000, 2021: 8,09/1000) mit relativen Rückgängen von minus 25 Prozent bzw. minus 23 Prozent. Nur für die Erkrankungsgruppe Perikarditis konnte 2021 (0,44/1000) eine gegenüber 2013 (0,41/1000) erhöhte Inzidenz festgestellt werden, wobei diese Veränderung insbesondere gegenüber dem Jahr 2020 zu beobachten ist.
Patienten mit neu diagnostizierter Hypertonie und neu diagnostizierten sonstigen kardialen Erkrankungen wiesen 2021 ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf. Für die KHK (47 Prozent) sowie Myokarditis und Kardiomyopathie (40 Prozent) ist ein geringerer Anteil erkrankter Frauen beobachtet worden. Alle anderen Erkrankungen zeigten hingegen einen höheren Anteil an neu erkrankten Frauen als an neu erkrankten Männern. Der höchste Frauenanteil wurde mit 67 Prozent für akutes rheumatisches Fieber erreicht, gefolgt von chronisch rheumatischen Herzerkrankungen (60 Prozent).
„Die von uns ausgewerteten Abrechnungsdaten zeigen zudem, dass es bei den aus Public-Health-Perspektive besonders bedeutsamen chronischen Erkrankungsgruppen Koronare Herzkrankheit und Herzinsuffizienz auch nach Berücksichtigung der Altersstrukturen deutliche regionale Unterschiede der Neuerkrankungsraten gibt. Tendeziell besteht hierbei ein Ost-West-Gefälle mit einer erhöhten Krankheitslast in den neuen Bundesländern. Dies schließt an Befragungsergebnisse zum Gesundheitsverhalten an. So zeigen Surveydaten eine erhöhte Prävalenz für lebensstilbezogene Risikofaktoren kardiovaskulärer Erkrankungen in den ostdeutschen Regionen – darunter körperliche Inaktivität, erhöhter Alkoholkonsum und Adipositas. Unsere Studie schärft den Blick für kleinräumige Variationen des erkrankungsspezifischen Risikos, die als Ausgangspunkt zukünftiger Untersuchung zur Krankheitsgenese potenziell relevanter Umweltfaktoren dienen können“, so der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried in einer Mitteilung des Instituts
Herzerkrankungen sind in Deutschland, aber auch weltweit die häufigste Todesursache. Die KHK einschließlich des Myokardinfarktes ist mit insgesamt 121.462 Todesfällen im Jahr 2020 die bedeutendeste Einzelerkrankung in der deutschen Todesursachenstatistik. Weitere 82.096 Todesfälle entfielen im selben Jahr auf Herzinsuffizienz, Herzklappenkrankheiten und Herzrhytmusstörungen. Allerdings konnte für Herzerkrankungen in Deutschland auch ein über die letzten zwei Jahrzehnte andauernder stetiger Rückgang der alters- und geschlechtsstandardisierten Mortalitätsraten beobachtet werden.
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