Kontaktallergien durch Isothiazolinone: Unterschiedliche Trends in Europa und den USA

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die unterschiedliche Regulierung der Konservierungsstoffes Methylisothiazolinon (MI) in Pflegeprodukten in Europa gegenüber den USA spiegelt sich möglicherweise in der Häufigkeit von Kontaktallergien. Dies schließen Forscher aus Patch-Tests, die in den beiden Regionen zwischen 2013 und 2018 mit unterschiedlichen Berichtssystemen erfasst wurden. In den USA gab es zuletzt 15,0 % positive Reaktionen, in Europa nur 3,4 %.

Hintergrund

Die Isothiazolinone sind eine Gruppe chemischer Verbindungen, die Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Farben als Konservierungsmittel zugesetzt werden. Sie können eine allergische Kontaktdermatitis hervorrufen, von der vor allem Hände und Gesicht betroffen sind. Wie die Autoren berichten, wurde seit den 1980er Jahren vielfach eine Kombination aus Methylchloroisothiazolinon (MCI) und Methylisothiazolinon (MI) unter dem Handelsnamen Kathon CG genutzt. Im Jahr 2005 wurde MI aufgrund eines fehlerhaften Testberichtes als weniger bedenklich eingestuft und von US-amerikanischen und europäischen Behörden in Konzentrationen von bis zu 100 ppm zugelassen. Dies hat im Zusammenhang mit Bedenken gegenüber anderen Konservierungsstoffen erst zu einer massiven Zunahme des Gebrauchs von MI in Hygieneprodukten geführt und einige Jahre später zu Berichten, wonach Kontaktallergien gegen Isothiazolinone weltweit zugenommen haben. Die Behörden haben darauf unterschiedlich reagiert: In Europa 2013 und in Kanada 2015 mit Einschränkungen von MI, in den USA dagegen nicht.

Design

Retrospektive Studie zu Trends bei Kontaktallergien gegen MCI/MI (n = 226161) und MI alleine (n = 118779) in Nordamerika und Europa. Die Daten stammen aus den Patch-Tests von Patienten, die in Referenzkliniken Nordamerikas und Europas vorstellig wurden, und die in den Datenbanken der North American Contact Dermatitis Group, des European Surveillance System on Contact Allergies (ESSCA), und des Information Network of Departments of Dermatology (IVDK) gespeichert wurden.

Ergebnisse

  • In Europa erreichte der Anteil positiver Testergebnisse gegen MCI/MI in den Jahren 2013 und 2014 mit 7,6 % (ESSCA) bzw. 5,4 % (IVDK) einen Höhepunkt, und nahm in den Jahren 2017 und 2018 auf 4,4 % (ESSCA) bzw. 3,2 % (IVDK) wieder ab.
  • In Nordamerika nahm die Rate MCI/MI-positiver Patch-Tests ständig zu und erreichte in den Jahren 2017/2018 einen Wert von 10,8 %.
  • Für MI alleine waren nur Daten aus 2017 und 2018 verfügbar. Sie betrugen in Europa 5,5 % bzw. 3,4 % und in Nordamerika jeweils 15 %.

Klinische Bedeutung

Den Forschern zufolge legen ihre Resultate nahe, dass Kontaktallergien gegen Isothiazolinone im Gegensatz zu dem kontinuierlichen Aufwärtstrend in den Nordamerika in Europa zurückgehen. „Dieser Trend könnte mit früheren und strengeren Regierungsvorschiften bei MI in Europa zusammenhängen.“ Eine Schwäche der Studie ist allerdings der Gebrauch von Patch-Tests mit unterschiedlichen Nachweisgrenzen für MI, die zudem um einen Faktor 4 - 10 unter den, zum Nachweis einer Allergie empfohlenen, Werten lagen. Da es sich bei den getesteten Personen nicht um eine repräsentative Stichprobe handelte, könnten zudem auch andere Faktoren die Häufigkeit positiver Tests beeinflusst haben, beispielsweise ein unterschiedlich stark ausgeprägtes Problembewusstsein, die Verfügbarkeit und die Bereitschaft für Tests.

Finanzierung: Keine Angaben.