Können sich solide Tumoren ohne Behandlung spontan zurückbilden?
- Petra Kittner
- Clinical Summary
Spontane Rückbildungen von soliden Tumoren ohne Krebsbehandlung sind zwar bekannt, aber extrem selten, wie eine neue Studie bestätigt.
Nach der Zusammenfassung von Placebo-Ansprechraten aus 45 Studien mit Krebsmedikamenten bei fortgeschrittenen soliden Tumoren fanden die Forscher eine vollständige Response von 0% und eine teilweise Response von 1%.
"Jetzt können wir unseren Patienten eine Antwort geben", verkündete Studienleiter Bishal Gyawali, MD, PhD, von der Queen's University in Kingston, Kanada. "Ohne Behandlung ist die Chance auf ein vollständiges Ansprechen fast null und man sollte sich nicht darauf verlassen! Das grenzt an ein Wunder."
"Hoffentlich werden diese Daten unsere Patienten davon überzeugen, die Krebstherapie nicht abzubrechen", fügte Gyawali hinzu.
Die Studie wurde Ende letzten Monats online in eClinicalMedicine veröffentlicht.
Dr. med. Bhavana Pothuri, die nicht an der Studie beteiligt war, zeigte sich nicht überrascht von der "sehr niedrigen Rate" von Teil- und Komplettansprechen bei Patienten, die Placebo erhielten.
Diese Studie liefert "wichtige Informationen, wenn wir in Studien mit Patienten sprechen" und zeigt ihnen den "erheblichen Nutzen, den Krebsbehandlungen bieten können", sagte Pothuri, gynäkologische Onkologin am NYU Langone Perlmutter Cancer Center in New York City.
Das Team analysierte die Placebo-Ansprechraten in 45 randomisierten kontrollierten Studien, in denen Krebsmedikamente zur Behandlung von fortgeschrittenen soliden Tumoren eingesetzt wurden. Die Autoren stellen fest, dass "die beste Schätzung für die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Regression aus Placebo-Ansprechraten in randomisierten Studien abgeleitet werden kann, da es sich bei Placebos definitionsgemäß um inerte Substanzen handelt, die keine eigene Anti-Tumor-Wirkung haben."
An den Studien, die zwischen 2015 und 2021 veröffentlicht wurden, nahmen insgesamt 5.684 Patienten teil. Die Autoren stellten klar, dass es sich bei einem Placebo um eine Monotherapie oder die beste unterstützende Behandlung handelte und nicht um eine Kombinationstherapie, wie z. B. eine Chemotherapie oder Immuntherapie plus Placebo.
Von den 4.760 Patienten, die im Placebo-Arm auf eine objektive Ansprechrate untersucht werden konnten, erreichten 94 (1,97%) ein objektives Ansprechen. Eine gepoolte Analyse ergab eine objektive Ansprechrate von 1%.
Von 3.808 Patienten, die hinsichtlich eines teilweisen oder vollständigen Ansprechens ausgewertet werden konnten, erreichten nur 4 (0,1%) ein vollständiges Ansprechen. Die gepoolte vollständige Ansprechrate betrug 0%. Darüber hinaus erreichten etwas mehr als 2% der Patienten, die ein Placebo erhielten (83 von 3.808), ein partielles Ansprechen, wobei die gepoolte partielle Ansprechrate in allen Studien 1% betrug.
Gyawali und Kollegen fanden es "beruhigend", dass ihre gepoolten Placebo-Ansprechraten mit denen in zwei anderen Studien übereinstimmten, die bei Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren eine objektive Ansprechrate von 2% unter Placebo oder ohne aktive Behandlung zeigten.
"Wir können unseren Patienten also getrost mitteilen, dass die Chance auf ein Ansprechen ohne Behandlung wahrscheinlich bei 1% liegt und selbst im optimistischsten Szenario nicht mehr als 2% beträgt", schreiben die Autoren.
Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Untergruppenanalysen gemäß Tumorarten leicht höhere objektive Ansprechraten in der Placebo-Gruppe für Prostatakrebs (7%) und Sarkom (4%) ergaben.
Die höhere objektive Ansprechrate bei Prostatakrebs könnte durch den therapeutischen Effekt von Prednison oder durch die fortgesetzte Anwendung der Androgenblockade außerhalb der Studie erklärt werden.
"Eine Ansprechrate von 4% bei Sarkom-Patienten ist jedoch verblüffend und lässt sich nicht eindeutig erklären", schreibt das Team.
Zu den potenziellen Einschränkungen der Studie gehören ein möglicher Publikations-Bias und die Heterogenität der ausgewerteten Studien.
Trotz dieser Einschränkungen kommen Gyawali und seine Kollegen zu dem Schluss, dass Patienten "keine vollständige Rückbildung von Krebserkrankungen ohne Behandlung erwarten sollten".
Der Artikel wurde aus dem Original von Megan Brooks übernommen, das auf Medscape.com, Teil des Medscape Professional Network, erschien.
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