Kongress der europäischen Kardiologen-Gesellschaft: eine kleine Vorausschau


  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaft

In wenigen Tagen wird in Barcelona der diesjährige Kongress der „European Society of Cardiology“ eröffnet, auf dem außer einer Fülle von experimentellen Studien aus der Grundlagenforschung auch wieder mehrere klinische Studien und zudem aktualisierte Leitlinien vorgestellt werden. „Univadis“ wird - wie in den Jahren zuvor - in den kommenden Tagen ausführlich über die Highlights des internationalen Kongresses berichten.

Ein diesjähriges Schwerpunktthema des Kongresses ist die kardiale Bildgebung, die bei Diagnose, Behandlung und Nachsorge zunehmend wichtiger geworden ist. Ein weiterer Schwerpunkt sind wie in den Jahren zuvor die in "Hot Line Sessions" vorgestellten Studien. Laut Professor Stephan Windecker (Inselspital Bern), Vorsitzender des Kongressprogramms, umfasst „das diesjährige Hot-Line-Programm zahlreiche groß angelegte Studien, die sich mit wichtigen klinischen Fragen befassen und das Potenzial haben, die klinische Praxis zu verändern“. Insgesamt werden in zehn Sitzungen mehr als 30 Studien vorgestellt, deutlich mehr als im vergangenen Jahr.

Hervorzuheben seien, so Windecker, unter anderen die TIME-Studie, die die morgendliche mit der abendlichen Einnahme von Blutdruck-Medikamenten vergleiche, außerdem die SECURE-Studie, in der eine Polypille bei Patienten geprüft werde, die kürzlich einen Herzinfarkt erlitten hätten. Zu den klinisch relevanten Studien zähle auch die  PERSPECTIVE-Studie, die die Auswirkungen einer Neprilysin-Hemmung auf die kognitiven Funktionen bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) untersucht habe.

„Ein besonderes Highlight wird die Studie  DELIVER sein, in der der SGLT-2-Hemmer Dapagliflozin bei Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener Ejektionsfraktion untersucht worden ist",  so der Berner Kardiologe weiter. „Nach der Studie EMPEROR-Preserved, die auf dem ESC-Kongress 2021 vorgestellt wurde, ist dies die zweite groß angelegte klinische Studie, die einen SGLT2-Hemmer in einer Patienten-Population untersucht, für die es bisher nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten gibt.“ Die DELIVER-Studie werde durch zwei vorab spezifizierte gepoolte Analysen ergänzt, eine mit der Studie EMPEROR-Preserved und eine weitere mit der Studie DAPA-HF. Erwähnenswert sei auch die REVIVED-Studie, in der die Revaskularisierung mittels perkutaner Koronarintervention und die medikamentöse Behandlung bei Patienten mit KHK-bedingter Herzinsuffizienz verglichen werde.

Hervorzuheben ist Windecker zufolge auch die Hot Line Session 5 zur antithrombotischen Behandlung. Vorgestellt werde dort die INVICTUS-Studie, die  bei Patienten mit Vorhofflimmern und rheumatischer Herzerkrankung Rivaroxaban mit einem Vitamin-K-Antagonisten vergleiche; Anlass für diese Studie: Bei solchen Patienten seien die sogenannten neuen oralen Gerinnungshemmer bislang nicht ausreichend getestet, so Windecker.

Vorgestellt werden auf dem Hybrid-Kongress auch mehrere aktualisierte ESC-Leitlinien, darunter zum Beispiel die erste Leitlinie zu Vorbeugung von Herzerkrankungen, die durch onkologische Therapien verursacht werden, außerdem eine Leitlinie zum kardiovaskulären Management bei Patienten, die sich einer nicht-kardialen Operation unterziehen.