Komplikationsraten in US-Kliniken deutlich reduziert

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die Komplikationsraten in US-amerikanischen Akutkrankenhäusern sind in den vergangenen 10 Jahren deutlich gefallen. Nach akuten Herzinfarkten, Herzversagen, Lungenentzündungen und größeren Operationen gab es jährlich etwa 6 % weniger Arzneimittelnebenwirkungen, Krankenhausinfektionen und allgemeine Komplikationen.

Hintergrund

Obwohl die Patientensicherheit im Krankenhaus häufig thematisiert wird, ist die Datenlage vielerorts so unbefriedigend, dass Vergleiche nur schwer möglich sind und Trends nur schwer erkannt werden. So beklagen auch die Autoren der vorliegenden Arbeit, dass in den USA in der vergangene Dekade keine umfassende Bewertung der Entwicklungen stattgefunden habe.

Design

Serielle Querschnittsstudie zu Komplikationsraten in US-amerikanischen Akutkliniken anhand Daten des Medicare Patient Safety Monitoring Systems, die von 2010 bis 2019 erhoben wurden. Eingeschlossen wurden 244542 erwachsene Patienten in 3156 Kliniken, die anhand ihrer Diagnosen in 5 Gruppen eingeteilt wurden: akuter Herzinfarkt, Herzversagen, Lungenentzündung, größere chirurgische Eingriffe, alle anderen Erkrankungen. Dem gegenübergestellt wurden die Veränderungen im Untersuchungszeitraum bei 4 Gruppen von Komplikationen: Arzneimittelnebenwirkungen, Krankenhausinfektionen, Nebenwirkungen nach operativen Eingriffen und allgemeine Komplikationen wie Stürze und Dekubitus.

Ergebnisse

  • In den ersten 4 Gruppen betrug das Durchschnittsalter der Patienten 68,0 Jahre; 52,6 % waren Frauen. Bei den sonstigen Erkrankungen lag der Altersdurchschnitt bei 57,7 Jahren und der Frauenanteil bei 59,8 %.
  • Im Untersuchungszeitraum betrugen die Komplikationsraten / 1000 Entlassungen und die adjustierten Raten der jährlichen Veränderung RR (mit 95%-Konfidenzintervall) bei:
    • akuter Herzinfarkt von 218 auf 139; RR 0,94 (0,93 -094),
    • Herzversagen von 168 auf 116; RR 0,95 (0,94 – 0,96),
    • Lungenentzündung 195 auf 119; RR 0,94 (0,93 – 0,95),
    • größere Operationen 204 auf 130; RR 0,93 (0,92 – 0,94)
  • In der Gruppe der sonstigen Erkrankungen stagnierte die Komplikationsrate bei 70.
  • Die Abnahme bei den Risiko-adjustierten Komplikationsraten bei Arzneimittelnebenwirkungen, Krankenhausinfektionen, und allgemeinen Komplikationen war für alle Patientengruppen statistisch signifikant, ebenso die Abnahme der Nebenwirkungen nach operativen Eingriffen bei den operierten Patienten.

Klinische Bedeutung

Die US-amerikanischen Zahlen spiegeln eine deutlich positive Entwicklung wider, jedoch schreiben die Autoren recht zurückhaltend, es seien weitere Forschungen nötig, um zu verstehen, ob diese Trends eine Veränderung bei der Patientensicherheit darstellen. Für die Kommentatoren William V. Padula und Peter Pronovost (Los Angeles/Ohio) ist das Glas eher halb leer, denn sie sehen in der Studie „eine unglücklich Erinnerung daran, dass die Komplikationsraten inakzeptabel häufig sind.“

Finanzierung: Agency for Healthcare Research and Quality.