Kohortenstudie verzeichnet zunehmende Inzidenz von Schwangerschaftsdepressionen
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaft
Mit Fragebögen wurde das Risiko einer Schwangerschaftsdepression in den 1990er-Jahren auf 17 % geschätzt, in der Folgegeneration waren es 25 %.
Hintergrund
Schwangerschaftsdepressionen sind häufig und beeinträchtigen die werdenden Mütter als auch deren Kinder und Familien. Da die Inzidenz von Depressionen in der Gesamtbevölkerung zunimmt, wollten die Autoren wissen, ob sich dies auch in einem Anstieg der Inzidenz von Schwangerschaftsdepressionen widerspiegelt.
Design
Langzeit-Kohortenstudie an 2 Generationen von Teilnehmern der Avon Longitudinal Study of Parents and Children im Südwesten Englands. Ausgewertet wurden Fragebögen von Schwangeren, deren Töchtern und Schwiegertöchtern, jeweils im Alter zwischen 19 und 24 Jahren, sodass 2 Generationen verglichen werden konnten - mit 2390 Schwangerschaften in den Jahren 1990 – 1992 und 180 Schwangerschaften in den Jahren 2012 – 2016.
Hauptergebnisse
- Auf der 30 Punkte umfassenden Edinburgh Postnatal Depression Scale hatten 17 % der Schwangeren einen Wert von mindestens 13 und wurden daher als depressiv eingestuft. Unter den Schwangeren der 2. Generation waren es 25 %. Dies entspricht einem relativen Risiko von 1,51 (95%-Konfidenzintervall 1,15 – 1,97).
- Nach Adjustierung für Alter, Fruchtbarkeit, Ausbildung, Rauchen und BMI blieb das Ergebnis im Wesentlichen unverändert, ebenso nachdem man die Analyse auf die 66 Mutter-Tochter-Paare begrenzt hatte.
- Die mütterliche Schwangerschaftsdepression war mit einem mehr als dreifach erhöhten Risiko der Töchter assoziiert, ebenfalls eine Schwangerschaftsdepression zu erleiden (Relatives Risiko 3,33; 95%-Konfidenzintervall 1,65 – 6,67).
Klinische Bedeutung
Die Aussagekraft der Studie wird geschmälert durch die vergleichsweise kleine Zahl von Schwangerschaften in der 2. Generation. Auch verwundert es, dass ein Fragebogen für postnatale Depressionen genutzt wurde, um die Häufigkeit pränataler Ereignisse zu bestimmen. Dennoch ist es plausibel, dass junge Frauen heute ein höheres Risiko haben, an einer Schwangerschaftsdepression zu erkranken, als dies in den 1990er Jahren der Fall war. Erhöhte Aufmerksamkeit verdienen in diesem Zusammenhang vor allem jene Schwangeren, deren Mütter bereits eine Schwangerschaftsdepression erlitten haben.
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