Körperfett und viszeraler Fettanteil sind unabhängige Risikofaktoren für verminderte Kognition

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Kernbotschaften

Eine kanadische Studie mit mehr als 9000 Probanden hat deren Körper- und viszerales Fettgewebe präzise bestimmt und nach Adjustierung für kardiovaskuläre Risikofaktoren den Einfluss auf die Kognition bestimmt. Dabei ergaben sich hochsignifikante Unterschiede zuungunsten jener Menschen mit erhöhtem Körperfettanteil. Die absoluten Unterschiede waren allerdings klein und von unklarer klinischer Bedeutung.

Hintergrund

Überschüssiges Fettgewebe verstärkt kardiovaskuläre Risikofaktoren, die wiederum mit vaskulären Schäden des Gehirns und kognitiven Beeinträchtigungen assoziiert sein können. Unklar ist, inwiefern die Menge und die Verteilung des Fettgewebes unabhängig von den kardiovaskulären Risikofaktoren mit schlechteren Denkleistungen assoziiert sind.

Design

Querschnittsanalyse mit 9189 Teilnehmern zweier kanadischer Kohortenstudien (Durchschnittsalter 57,8 Jahre, Frauenanteil 56,4 %), deren Körperfett (BF) mittels Impedanz gemessen wurde. Unter ihnen wurde bei 6773 Personen mittels MRI nach vaskulären Läsionen des Gehirns (definiert als Hyperintensitäten der weißen Substanz oder stille Infarkte) gesucht, und zusätzlich das Volumen des viszeralen Fettgewebes (VF) bestimmt.

Dem gegenübergestellt wurde die Kognition, die mit zwei Tests erfasst wurde: dem Digital Symbol Substitution Test (DSST, reicht von minimal 0 bis 133), sowie dem Montreal Cognitive Assessment (MoCa) mit einer Bandbreite von 0 bis 30, wobei die Kognition ab 26 Punkten als normal gilt.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren wurden mittels des INTERHEART Risk Score (IHRS) quantifiziert. Dessen Werte reichen von 0 – 48, wobei ein geringes Risiko einem Wert zwischen 0 und 9 entspricht, modertes Risiko 10 – 16 und ein hohes Risiko ab 17.

Ergebnisse

  • Das Volumen des viszeralen Fettgewebes korrelierte stark mit der, als Prozentsatz des Körperfetts bestimmten, Adipositas (r = 0.76 bei Frauen, und 0.70 bei Männern).
  • Mit dem Körperfettanteil und dem Volumen des viszeralen Fettes stiegen sowohl die IHRS-Werte an, als auch spezifische kardiovaskuläre Risikofaktoren. Dies zeigt ein Vergleich der untersten mit den obersten Quartilen (jeweils für BF und VF, alle p < 0,01):
    • IHRS-Wert: BF 8,3 / 13,8; VF 7,3 / 13,3
    • Diabetes %: BF 1,7 / 8,3; VF 1,3 / 9,0
    • Bluthochdruck %: BF 22,1 / 55,6; VF 20,0 / 56,0
    • Stille Hirninfarkte %: BF 3,3 / 4,6; VF 2,5 / 3,6
  • Die Assoziation mit den kognitiven Leistungen war für 3 von 4 Vergleichen ebenfalls signifikant (Vergleich der untersten mit den obersten Quartilen (jeweils für BF und VF):
    • DSST-Wert: BF 73,9 / 70,9; VF 75,3 / 72,8 (p jeweils < 0,001)
    • MoCa-Wert: BF 27,1 / 26,8 (p < 0,003); VF 27,2 / 27,1 (p = 0,19)

Klinische Bedeutung

Die methodisch vergleichsweise aufwändige Studie mit einer großen Zahl von Probanden bestätigt die bereits vielfach gezeigte Assoziation zwischen Übergewicht und einer durchschnittlich verringerten kognitiven Leistung. Da diese Korrelation auch nach Adjustierung für kardiovaskuläre Risikofaktoren, Ausbildung und vaskuläre Hirnschäden Bestand hatte, weist die Untersuchung auf einen unabhängigen Beitrag des Körpergesamtfettes und des viszeralen Fettanteils hin. „Strategien zur Prävention oder Reduktion der Adipositas könnten die kognitive Leistung bewahren“, folgern die Autoren.

Finanzierung: Canadian Partnership Against Cancer, Heart and Stroke Foundation of Canada, Canadian Institutes of Health Research u.v.a.