Kleinzelliges Lungenkarzinom: eine Übersicht zu aktuellen und neuen Behandlungen
- Petra Kittner
- Clinical Summary
Erkenntnis
- Ein neuer Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift JAMA Oncology befasst sich mit der Landschaft aktueller und in der Erprobung befindlicher Therapien für das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC), einer aggressiven, oft schwer zu behandelnden Erkrankung.
- Mehrere neue Zulassungen für das metastasierende SCLC sind Immuntherapien sowie ein Wirkstoff, der die onkogene Transkription hemmt.
Warum das wichtig ist
- Ein breites Spektrum von fast zehn in der Erforschung befindlichen Therapien sollte Anlass zu Optimismus geben, was die Verlängerung der derzeitigen Prognose angeht: dies ist ein medianes OS von 16-24 Monaten bei SCLC im limited stage (LS) und von nur 6-12 Monaten bei SCLC im extensive stage (ES).
Studiendesign
- Ein Review über die medizinische Fachliteratur deckt kompakt die Pathophysiologie, die Stadieneinteilung und die Prognose ab und befasst sich dann ausführlich mit aktuellen und in der Erforschung befindlichen Therapien.
Highlights
Biologische Merkmale und Pathophysiologie
- SCLC ist ein neuroendokriner Tumor, der 15% aller Lungenkrebserkrankungen ausmacht. Seine Prävalenz sinkt allmählich infolge des Rückgangs des Rauchens.
- SCLC zeichnet sich durch einen hohen Proliferationsindex, einen hohen Wachstumsanteil und eine frühe Metastasierung aus.
- Wegweisende Sequenzierungsstudien ergaben, dass SCLC durch die Inaktivierung von 2 Tumorsuppressorgenen gekennzeichnet ist: TP53 bei etwa 75%-90% der Tumoren und RB1 bei etwa 60%-90% der Tumoren.
- Die Pathogenese des SCLC beruht auch auf einer immunsuppressiven Tumormikroumgebung, die sich durch eine Verringerung tumorinfiltrierender Lymphozyten und der Expression von Antigenen des Haupthistokompatibilitätskomplexes Klasse I und Klasse II auf den Tumorzellen auszeichnet.
Staging
- Bei SCLC unterscheidet man 2 Stadien: LS-SCLC, auf das 30% der Patienten entfallen, und ES-SCLC, das 40% ausmacht. Die restlichen 30% entfallen auf nicht klassifizierte Tumoren.
- Die International Association for the Study of Lung Cancer hat die Anwendung des TNM-Stadiensystems empfohlen. Nach diesem System entspricht LS-SCLC den Stadien I-III und ES-SCLC dem Stadium IV (metastasierte Erkrankung).
Erstlinienbehandlung des LS-SCLC
- Die Kombinationschemotherapie mit Etoposid-Platin ist das am häufigsten verwendete Erstbehandlungsschema.
- Eine Metaanalyse zeigt keinen Unterschied im Überleben zwischen den beiden Platin-Chemotherapien Cisplatin und Carboplatin.
- Eine zur Chemotherapie hinzugefügte Strahlentherapie verbessert das Überleben.
- Bislang konnte keine Immuntherapien die Überlebensrate beim LS-SCLC verbessern, aber neue Ansätze werden weiterhin untersucht.
Erstlinientherapie für ES-SCLC
- Wie auch beim LS-SCLC ist die Kombinationschemotherapie mit Etoposid-Platin das am häufigsten eingesetzte Therapieregime.
- In der Phase 3-Studie CREST wird empfohlen, die Erstlinien-Chemotherapie durch eine sequenzielle thorakale Strahlentherapie zu ergänzen, insbesondere bei metastasiertem kleinvolumigem ES-SCLC.
- Zwei kürzlich von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassene Immuntherapien, Atezolizumab und Durvalumab, können der Kombinationschemotherapie hinzugefügt werden. Beide sind anti-programmed death-ligand 1-Antikörper, die das Überleben um etwa 24% verbessern.
- Eine andere Immuntherapie mit einem anderen Wirkmechanismus, Ipilimumab, hat das Überleben nicht verlängert.
Zweitlinientherapien
- Topotecan war bis vor kurzem die einzige von der FDA zugelassene Zweitlinientherapie.
- Kürzlich hat die FDA den neuen Alkylierungswirkstoff Lurbinectedin, einen selektiven Inhibitor der onkogenen Transkription, für das metastasierte SCLC zugelassen. Die objektive Ansprechrate lag bei 35,2%, und das mediane OS betrug 9,3 Monate. Bei Patienten mit sensitiver und resistenter Erkrankung war das mediane OS um >2 Monate länger (11,9 Monate).
Behandlungen in der Erprobung
- Zu den Chemotherapien gehört liposomales Irinotecan mit Topotecan für Patienten mit Krankheitsprogression nach einer platinbasierten Erstlinientherapie.
- Weitere neue Therapien, von denen die meisten auf rezidivierte oder refraktäre Erkrankungen abzielen, sind Aurora-Kinase-A-Inhibitoren, Polyadenosindiphosphat-Ribose-Polymerase-Inhibitoren, Ataxia-Telangiectasia- und Rad3-Inhibitoren, Cyclin-abhängige Kinase-7-Inhibitoren, Delta-like-Protein-3-Wirkstoffe, Antigangliosid-Wirkstoffe, CD47-Inhibitoren und Lysin-spezifische Histon-Demethylase-1a-Inhibitoren.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise