Keine (großen) Nachteile für die Kognition Älterer nach Hüft- und Knieimplantaten
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Ältere Menschen, denen eine künstliche Hüfte oder ein künstliches Knie implantiert wurde, zeigen bei einer mittleren Nachverfolgungszeit von 4 Jahren keinen schnelleren kognitiven Verfall als eine Kontrollgruppe ohne Implantate. Geringfügige Effekte sah man allerdings bei über 80-jährigen 8 Jahre nach dem Eingriff.
Hintergrund
Arthroplastiken sind in den reichen Ländern einer der häufigsten Eingriffe – alleine in den USA leben 8 Millionen Menschen mit künstlichen Hüften oder Knien. Auch werden die Patienten immer älter und leben dadurch immer länger mit Metall-haltigen Implantaten. Die Autoren sorgen sich deshalb um die Sicherheit und möglichen langfristigen Effekte dieser systemischen Exposition, insbesondere um eine Neurotoxizität, die mit einer Beeinträchtigung der Kognition einhergehen könnte.
Design
Bevölkerungsbasierte Kohortenstudie mit 5550 Patienten ab 50 Jahren, die zwischen den Jahren 2004 und 2020 an der prospektiven Mayo Clinic Study of Aging teilgenommen haben, bei der im Bezirk Olmsted (Minnesota) die Epidemiologie und die Risikofaktoren für milde kognitive Beeinträchtigungen untersucht wurden. Unter den Studienteilnehmern (51 % Männer) waren 952 mit künstlichen Hüft- und 626 mit künstlichen Kniegelenken, die teils vor und teils nach Eintritt in die Studie implantiert worden waren. Die Untersuchungen erfolgten alle 15 Monate und beinhalteten unter anderem eine 9-teilige neuropsychologische Testbatterie zu Darstellung der kognitiven Leistungen in 4 Domänen.
Ergebnisse
- Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer durchschnittlich 73,04 Jahre alt, wobei jene mit einer Arthroplastik im Mittel älter und häufiger weiblichen Geschlechts waren, und einen höheren BMI hatten. Die mittlere Nachverfolgungszeit betrug 4,17 Jahre (Spanne 0 – 14,51 Jahre).
- Bis zum Alter von 80 Jahren sahen die Forscher keine Unterschiede beim Nachlassen kognitiver Fähigkeiten.
- Ab dem 80sten Lebensjahr und 8 Jahre nach dem Eingriff sah man einen geringfügig schnelleren kognitiven Abbau bei den Operierten (b = - 0,003; 95%-Konfidenzintervall – 0,04 bis – 0,02).
- Stratifiziert nach der Art des Eingriffs erstreckte sich der Rückgang der kognitiven Leistungen primär auf ältere Studienteilnehmer mit Arthroplastiken des Knies.
- Bezüglich der in den Implantaten verwendeten Metalle fand sich ein geringfügig beschleunigter kognitiver Verfall bei den Gesamtwerten, Gedächtnis und Aufmerksamkeit unter Titanium und für kombinierte Chrom-Kobalt/Titanium-Implantate. Allerdings waren die Fallzahlen für andere Materialien (Oxinium, Stahl und Tantal) klein.
Klinische Bedeutung
Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse dieser Kohortenstudie beruhigend. „Die Differenz war klein, und die klinische Bedeutung ist unklar“, schreiben die Autoren. Allerdings war die durchschnittliche Nachverfolgungszeit mit 4 Jahren relativ kurz. Außerdem ist ein Selektionseffekt denkbar, weil weniger fitte Senioren möglicherweise seltener eine Arthroplastik erhalten.
Finanzierung: National Institutes of Health.
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