KBV befürchtet weitere Kürzungen
- Presseagentur Gesundheit (pag)
- Medizinische Nachricht
Berlin (pag) – Bei den Niedergelassenen herrscht so große Unzufriedenheit wie schon lange nicht mehr. Auf der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sorgt insbesondere die Abschaffung der Neupatientenregel im Rahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes – über das zeitgleich der Bundestag debattiert – für Unmut.
„Seitdem die Budgetierung in der vertragsärztlichen Versorgung eingeführt wurde – also seit 1993 – gewähren wir den Krankenkassen einen Dauerrabatt auf unsere ärztliche und psychotherapeutische Arbeit“, sagt KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen. Er befürchtet: „Es wird nicht der letzte Versuch weiterer Spar- beziehungsweise Kürzungsmaßnahmen in der ambulanten Versorgung sein.“ Die Erhöhung des Orientierungswerts um lediglich zwei Prozent wollen die Kassenärzte nicht auf sich sitzen lassen: Gassen kündigt an, dass die KBV rechtliche Schritte gegen den Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses prüfen werde.
In neuen Angeboten wie pharmazeutischen Dienstleistungen, Community Health Nurses oder Gesundheitskiosken sehen die Kassenärzte keine Verbesserung der ambulanten Versorgung, sondern befürchten weitere Konkurrenz um finanzielle Mittel. „Will man wirklich den Praxen diese Ressourcen entziehen, um im Gegenzug 1.000 Gesundheitskioske zu finanzieren?“, fragt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister in seiner Rede. Über 4.000 Hausarztsitze seien nicht besetzt, hinzu kämen über 9.500 offene Stellen für Medizinische Fachangestellte. „Was nützt den Menschen ein Gesundheitskiosk, wenn keine Praxis angebunden ist, welche bei Bedarf Patientinnen und Patienten aufnehmen kann?“
KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel erkennt in der Digitalisierungsstrategie des Bundesgesundheitsministeriums „zarte politische Töne eines wohlklingenden Dreiklangs: Partizipation, Versorgungsorientierung und Nutzerperspektive“, die ihn vorsichtig hoffen lassen. Die Ambition, das E-Rezept bis 2025 zum Standard in der Arzneimittelversorgung zu machen, sei ambitioniert. „Das hat in anderen europäischen Ländern jeweils an die zehn Jahre gedauert.“ Außerdem fordert Kriedel: „Die gematik muss neu aufgestellt werden. Ob als Agentur, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, oder in anderer Rechtsform ist sekundär.“ Entscheidend sei, dass sie die Telematikinfrastruktur zentral steuere, koordiniere und überwache. Das Herstellen von Apps soll die Gesellschaft jedoch lieber der Industrie überlassen.
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