Kanada: Opioid-sparendes Protokoll nach Arthroskopie führt nicht zu mehr Schmerzen

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

In einer kanadischen Studie wurde nach Knie- und Schulterarthroskopien ein Opioid-sparendes Protokoll mit alternativen Analgetika und einer Infobroschüre erprobt, was den Konsum über 6 Wochen signifikant reduzierte. Die Schmerzkontrolle und die Patientenzufriedenheit waren dabei ebenso gut wie in der Kontrollgruppe, die a priori Opioide erhalten hatte.

Hintergrund

Nach arthroskopischen Eingriffen an Knie oder Schulter kann die Gabe von Opioiden zur Schmerzlinderung nötig sein. Wegen deren Nebenwirkungen und dem insbesondere in den Vereinigten Staaten offenkundigen Suchtpotenzial versucht man, Protokolle zur Reduktion des Konsums zu entwickeln. Diese wurden aber bislang noch nicht in prospektiven Vergleichsstudien überprüft.

Design

Randomisierte klinische Studie mit 200 Patienten (Durchschnittsalter 43 Jahre, 62 % Männer) in drei kanadischen Einrichtungen, die ambulante arthroskopische Knie- oder Schulteroperationen hatten und anschließend sechs Wochen lang nachverfolgt wurden. Die Interventions-Gruppe erhielt Naproxen, Paracetamol und Pantoprazol sowie eine begrenzte Rescue-Medikation von Hydromorphon, außerdem eine Broschüre mit Informationen über pharmakologisches und nicht-pharmakologisches Schmerzmanagement und die Risiken des Opioid-Missbrauchs. Die Kontrollgruppe erhielt die vom Operateur festgelegte Standardbehandlung mit einem Opioid.

Ergebnisse

  • Primäres Studienziel war der Verbrauch an oralen Morphin-Äquivalenten 6 Wochen nach dem Eingriff. Er lag bei den Patienten der Interventionsgruppe bei median 0 mg (Quartilsabstand 0 – 8,0) im Vergleich zu 40 mg (7,5 – 105,0) in der Kontrollgruppe (P < 0,001).
  • Bei 4 der 5 sekundären Endpunkte gab es keinen signifikanten Unterschied, nämlich Schmerzen, Patientenzufriedenheit, Opioid-Nachfüllungen und Nebenwirkungen.
  • Der 5. sekundäre Endpunkt war die Verschreibung von oralen Morphin-Äquivalenten zum Zeitpunkt der Entlassung aus dem Krankenhaus.  In der Interventionsgruppe waren dies durchschnittlich 40,4 mg gegenüber 341,2 mg in der Kontrollgruppe – eine statistisch signifikante Differenz (P < 0,001) von 300,8 mg.

Klinische Bedeutung

Die hier vorgestellte Strategie dürfte vor allem in den USA von Interesse sein, während sich deutsche Ärzte bestätigt fühlen dürften, dass Opiod-sparende Maßnahmen nicht notwendigerweise mit vermehrten Schmerzen und Belastungen der Patienten verbunden sind.

Finanzierung: Hamilton Health Sciences New Investigator Fund and the Physicians’ Services Inc Research Grant.