Körperlich und mental fitter: Hobbies haben bei Menschen ab 65 Jahren deutlich positive Effekte

  • Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Das Ausüben von Hobbies ist bei Menschen ab 65 Jahren mit weniger Depressionen, besserer Gesundheit und höherer Lebenszufriedenheit assoziiert. Diese Befunde seien nahezu universell, heißt es in einer Metaanalyse von Längsschnittstudien aus 16 Nationen inklusive Deutschland (Nature Medicine ( https://doi.org/10.1038/s41591-023-02506-1). Die Daten legen eine Kausalität zwischen der regelmäßigen Ausübung von Hobbies und positiven Effekten auf die physische und mentale Gesundheit nahe. Angesichts der Herausforderungen, die der demografische Wandel für die finanziellen und personellen Ressourcen in der Gesundheitsversorgung bedeute, sei die Motivierung zu Hobbies ein wichtiges Element der Prävention, auch im Rahmen ärztlicher Konsultationen.

Hintergrund
In vielen Industriestaaten führt eine Geburtenrate von durchschnittlich < 2,1 Kindern pro Frau dazu, dass der Anteil der Menschen ab 65 Jahre an der Gesamtbevölkerung mit der Zeit immer größer wird. In Deutschland zum Beispiel stieg er von 1991 bis 2021 von 15 % auf 22 % an (1). Durch diese Veränderungen rücken ältere Menschen stärker in den Fokus von Politik und Gesellschaft. Seit längerem werden die Effekte von Sport und anderen regelmäßigen Freizeitaktivitäten auf die Gesunderhaltung untersucht. Bisherige klinische Studien haben sich meist auf bestimmte Kategorien von Hobbies fokussiert, basierten auf nationalen Daten oder haben nur einzelne gesundheitliche Aspekte untersucht. Ein europäisches Team hat gemeinsam mit Forschern aus Japan Daten aus 16 Ländern im Langzeitverlauf analysiert (2).

Design

  • Studienform: systemischer Review und Metaanalyse 5 internationaler Längsschnittstudien zur Frage der Ausübung von Hobbies und dem selbstberichteten Wohlbefinden
  • Befragungszeitrahmen: 4 bis 8 Jahre
  • Definition von Hobbies: Aktivitäten in der Freizeit mit dem Ziel, das Wohlbefinden zu erhalten oder zu verbessern, zum Beispiel im künstlerischen oder handwerklichen Bereich, mit körperlichen Aktivitäten, Ehrenämtern, Spielen oder Lesen
  • Beteiligte Länder: 16 Nationen, unter den 13 europäischen Nationen Deutschland, außerdem die USA, China und Japan
  • Merkmale der Teilnehmer aus Deutschland: zu 49 % weiblich, Altersgruppe 67-81 Jahre (Durchschnitt: 74,0 Jahre), im Ruhestand 90,4 %, zu 91 % mit Hobby

Hauptergebnisse

  • Die 5 Längsschnittstudien hatten insgesamt 93.262 Teilnehmer im Alter ab 65 Jahren, davon 966 aus Deutschland.
  • Die Prävalenz der Ausübung von Hobbies variierte zwischen 51,0 % in Spanien bis zu 95,8 % in Schweden. In der Population aus Deutschland übten 91,0 % der Teilnehmer ab 65 Jahre ein Hobby aus, in Österreich und Japan jeweils 90,0 %.
  • Nach Berücksichtigung potenzieller Einflussfaktoren, darunter länderspezifischen oder sozialen wie Leben in einer Partnerschaft, ergaben sich für folgende Parameter statistisch signifikante Assoziationen:
    • weniger depressive Verstimmungen bei regelmäßiger Ausübung eines Hobbys oder mehrerer Hobbies
    • höhere Werte bei der Gesundheit insgesamt
    • höhere Werte beim Gefühl des Glücklichseins
    • höhere Werte bei der Lebenszufriedenheit.
  • Diese Assoziationen blieben im Trend und in der Signifikanz über längere Beobachtungszeiträume bestehen (4 Befragungswellen in 8 Jahren).
  • Klare Assoziationen zwischen Hobbies mit besserer Gesundheit und Lebensqualität gab es auch in Ländern wie Spanien, Italien und den USA, in denen die Prävalenzen der Ausübung eines Hobbys mit 51 %, 54 % und 56 % vergleichsweise niedrig waren und der Gesundheitszustand der Befragten stark differierte.

Klinische Bedeutung
Die Ausübung eines Hobbys oder mehrerer regelmäßiger Freizeitaktivitäten ist mit besserer mentaler und körperlicher Gesundheit assoziiert, und zwar kulturenübergreifend.

Da die Zusammenhänge auch bei niedriger Prävalenz der Ausübung von Hobbies in einzelnen Ländern gefunden wurden und zeitlich korrelierten, hält das Studienteam eine Kausalität für naheliegend und wenigstens möglich. Effektstärken in Abhängigkeit von der Intensität der Hobbyausübung wurden nicht untersucht.

In Gesundheit lassen sich Alltagskompetenzen aufrechterhalten, die ein selbstständiges und selbstverantwortliches Leben mit eigenen Zielen ermöglichen. Entsprechend steigen die individuelle Wertschätzung und die Bedeutung guter Gesundheit mit dem Alter an (3).

Psychosoziale Interventionen sollten stärker als bisher in die ärztliche Versorgung älterer Patienten integriert werden, so das Team der internationalen Studie (2). Ältere Menschen haben eigene Krankheitserfahrungen, sind sensibilisiert und nehmen ärztlichen Rat im Allgemeinen sehr ernst (4).

Finanzierung: öffentliche Mittel