Angesichts der drohenden Hitzewelle warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) vor einer hohen Belastung der Kliniken. „Falls wirklich die Rekordwerte eintreten, die Meteorologen derzeit für die nächste Woche vorhersagen, werden wir mit einer hohen Zahl an hitzebedingten Krankenhausfällen rechnen müssen", sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland).
„Es ist jedes Jahr das Selbe; gerade während der heißen Tage werden alte Menschen notfallmäßig in ein Krankenhaus eingeliefert, weil sie mangels ausreichender Flüssigkeitszufuhr lebensbedrohlich dehydriert sind“, lautet eine häufige und berechtigte Klage. „Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Dehydratation weiterhin zu den zehn häufigsten Gründen für eine Krankenhauseinweisung bei alten Menschen zählt. Je nach Ausprägung ist sie mit einer Letalität von über 50 % verknüpft“, betont auch Dr. Rolf Schaefer (Bergisch Gladbach) in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“
Alte Menschen reagieren besonders empfindlich
Die Genese der Dehydrierung ist vielfältig. Aufgrund der geänderten Körperzusammensetzung haben bei alten Menschen kleinere Flüssigkeitsdefizite eine wesentlich größere Auswirkung als beim jungen Menschen. Menschen reagieren laut Schaefer umso empfindlicher auf einen Wasserverlust, je niedriger der BMI ist. Dies gelte umso mehr für alte Menschen, deren Wasseranteil, bedingt durch den im Alter erhöhten Fettanteil, nochmals geringer sei.
Schaefer: „Bereits ein leichter Wasserverlust von 1 – 3 % führt zu einer Steigerung des Durstgefühls sowie einer Verminderung der Speichel- und der Harnproduktion. Bei einem Verlust von 4 – 6 % reduzieren sich unter anderem die kognitiven Fähigkeiten um ca. 20 %, und es treten Symptome wie Müdigkeit und Übelkeit auf. Ein langsamer Flüssigkeitsverlust von über 20 % ist tödlich, bei rascher Entwicklung ist bereits ein Verlust von 15 % lebensbedrohlich.“
Trinkschwäche eine häufige Ursache
Außer großer Hitze ist eine Trinkschwäche eine häufige und bekannte Ursache dafür, dass gerade alte Menschen von lebensbedrohlicher Dehydrierung betroffen sind. So trinken laut Schaefer 27 Prozent der über 85-Jährigen täglich weniger als 1000 ml, bei den über 65-Jährigen betrage der Anteil dagegen 14 Prozent. Zu bedenken sei zudem, dass rund 70 Prozent der alten Menschen mindestens ein Diuretikum einnehmen.
Gefördert wird eine Trinkschwäche unter anderem durch Demenz-Erkrankungen und auch durch die „Angst vor Inkontinenz oder nächtlichen Toilettengängen“. Darüber hinaus nimmt das Durstgefühl im Alter ab, bedingt durch eine veränderte Sekretion von ADH (antidiuretisches Hormon) und ANP (atriales natriuretisches Peptid). Bildung und Ausschüttung von ADH könnten zudem von Sulfonylharnstoffen und Diuretika beeinflusst werden, außerdem von ischämischen Ereignissen, entzündlichen Veränderungen oder paraneoplastischen Vorgängen. Darüber hinaus könnten Medikamente eine Exsikkose provozieren, außer Diuretika auch ACE-Hemmer und Laxantien.
Diagnose nicht immer einfach
Das Problem „Dehydrierung“ bei alten Menschen ist zwar bekannt, doch den Flüssigkeitsmangel rechtzeitig zu erkennen, ist laut Schaefer gar nicht so leicht: „Die Diagnose der milden bis mittelschweren Dehydratation, welche bereits u. a. mit einer Einschränkung der kognitiven Funktion und den daraus sich ableitenden Folgen verbunden ist, kann schwierig sein. Hier versagen alle klassischen Zeichen bzw. Symptome, die beispielsweise bei Kleinkindern die Dehydratation belegen. Unter anderem haben Laborveränderungen eine sehr geringe Aussagekraft. Die stehende Hautfalte auf dem Handrücken ist aufgrund des verminderten Kollagengehaltes der Haut beim alten Menschen ohne Aussage. Was im klinischen Alltag einen gewissen Hinweis liefere, sei die trockene Axilla (mit einer hohen Sensitivität, aber nur einer moderaten Spezifität sowie einer großen Abhängigkeit vom Feuchtigkeitsgrad).
Das Ziel der Flüssigkeitsaufnahme beim älteren Menschen ist dem Internisten zufolge leicht mit 30 ml/kg zu kalkulieren. Hierbei seien die Getränke und auch die in der Nahrung enthaltene Flüssigkeit zu berücksichtigen. Die orale, die enterale, die subkutane und die intravenöse Zufuhr seien dabei mengenmäßig gleich zu werten. Sie müssten, wenn die Flüssigkeitszufuhr über mehrere Wege parallel erfolge, addiert werden. Je nach Begleiterkrankung sei diese Empfehlung angepasst nach oben oder unten zu korrigieren.
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