Jede fünfte Frau nach In-vitro-Fertilisation auf natürlichem Weg schwanger

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Rund 20 Prozent der Frauen, die ein Baby mittels In-vitro-Fertilisation (IVF) gezeugt hatten, wurden zu einem späteren Zeitpunkt auf natürliche Weise schwanger. Das geht aus einer Metaanalyse hervor, die kürzlich in Human Reproduction erschienen ist.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine natürliche Schwangerschaft nach der Geburt eines Babys durch IVF alles andere als selten ist. Dies steht im Gegensatz zu den weit verbreiteten Ansichten – von Frauen und Angehörigen der Gesundheitsberufe und denen, die häufig in den Medien geäußert werden – dass es sich um ein höchst unwahrscheinliches Ereignis handelt" , sagte  Erstautorin Annette Thwaites vom University College in London.

Um der Frage nachzugehen, wie hoch tatsächlich der Anteil der Frauen ist, die nach einer erfolgreichen künstlichen Befruchtung auch auf natürlichem schwanger werden, analysierte Thwaites gemeinsam mit ihrem Team 11 Studien mit über 5.000 Frauen, die zwischen 1980 und 2021 nach ihrer Kinderwunschbehandlung nachbeobachtet wurden.

Natürliche Schwangerschaft bei jeder fünften Frau

Die Auswertung ergab, dass mindestens eine von fünf Frauen auf natürlichem Wege schwanger wurde, nachdem sie ein Kind durch eine  IVF gezeugt hatte. Nach 3 Jahren traten bereits bei 18 Prozent der Frauen Spontanschwangerschaften ein. Der Anteil sei sehr wahrscheinlich höher, da die Dauer der Fruchtbarkeit der Frauen die Nachbeobachtungszeit der Studien übertreffe, berichtete Thwaites. Zudem wurde nicht erfasst, wie viele Paare nach einer erfolgreichen In-vitro-Fertilisation  überhaupt eine weitere Schwangerschaft anstrebten oder vielleicht sogar verhüteten.

Nach IVF nicht dauerhaft unfruchtbar

Damit bricht die Studie mit einem Mythos: Nicht alle Frauen, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, sind absolut oder dauerhaft unfruchtbar. Von Unfruchtbarkeit spricht man allgemein, wenn eine Schwangerschaft nach 12 Monaten regelmäßigem, ungeschützten, heterosexuellem Geschlechtsverkehr ausbleibt. Dies betrifft schätzungsweise eines von sieben heterosexuellen Paaren. Die Hälfte der Paare, die im ersten Jahr auf natürlichem Wege nicht schwanger werden, erreichen dies im zweiten Jahr.

Um genauer vorhersagen zu können, welche Faktoren eine natürliche Schwangerschaft nach einer künstlichen Befruchtung wahrscheinlicher machen, fordern die Forscher verknüpfte nationale Datensätze. „Das Wissen um die Möglichkeiten würde die Frauen in die Lage versetzen, ihre Familien zu planen und fundierte Entscheidungen über eine weitere Fruchtbarkeitsbehandlung und/oder Verhütung zu treffen", so Thwaites.

Die IVF wurde erstmals 1978 eingesetzt, und inzwischen sind weltweit mehr als 10 Millionen Babys nach einer künstlichen Befruchtung geboren. Das entspricht zwischen einem und sechs Prozent aller Babys, die bis 2020 in hoch entwickelten Ländern pro Jahr geboren werden. In Deutschland liegt die Rate bei rund einem Prozent.