Intervallfasten: Chinesische Studie sieht keinen Zusatznutzen gegenüber kalorischer Restriktion

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Stark übergewichtige Menschen konnten mit einer kalorienreduzierten Kost binnen eines Jahres durchschnittlich etwa 6 Kilogramm abnehmen, bestätigt eine Studie mit 139 Probanden in China. Wurde dabei zusätzlich die Zeit der Essensaufnahme von 8:00 bis 16:00 Uhr begrenzt, waren es durchschnittlich 8 Kilogramm. Allerdings war dieser Unterschied statistisch nicht signifikant und es fanden sich auch sonst keine Vorteile für das zusätzliche Intervallfasten.

Hintergrund

Unter den zahlreichen Diäten zum Gewichtsverlust ist das Intervallfasten derzeit besonders populär. Das Prinzip besteht darin, die Zeit zu verkürzen, während der innerhalb jeder 24-Stunden-Periode gegessen werden darf. Allerdings ist unklar, ob diese Methode langfristig wirksam und sicher ist.

Design

Randomisierte Studie zum Vergleich der Auswirkungen einer Kalorien-reduzierten Diät gegenüber zusätzlichem Intervallfasten mit vorgeschriebenen Esszeiten zwischen 8:00 und 16:00 Uhr bei 139 übergewichtigen chinesischen Patienten (BMI zwischen 28 und 45) zwischen 18 und 75 Jahren. Die Untersuchung dauerte ein Jahr; erlaubt waren für Männer 1500 – 1800 Kcal / Tag, und für Frauen 1200 – 1500 Kcal. Primäres Studienziel war die Differenz bei der Veränderung des Körpergewichts gegenüber dem Ausgangswert. Sekundär wurden der Hüftumfang, der BMI, die Menge an Körperfett und metabolische Risikofaktoren bestimmt.

Ergebnisse

  • 118 der 139 Patienten (84,9 %) vollendeten die Studie mit der Abschlussuntersuchung nach 12 Monaten.
  • Der mittlere Gewichtsverlust mit zusätzlichem Intervallfasten betrug 8,0 Kg (95%-Konfidenzintervall 9,6 – 6,4) gegenüber 6,3 Kg (95%-KI 7,7 – 4,7) in der Kontrollgruppe.
  • Der Nettounterscheid zwischen den Gruppen betrug 1,8 Kilogramm zugunsten der Intervallfastenden, war aber mit einem 95%-KI von -4,0 bis 0,4 statistisch nicht signifikant (P = 0,11).
  • Das kalorische Defizit und der Prozentsatz der durch Fette, Kohlehydrate und Proteine aufgenommenen Kalorien war in beiden Gruppen ähnlich. Auch bei der Kurzform-Gesundheitsumfrage SF-12 waren die Werte sowohl für die physischen als auch für die mentalen Komponenten zwischen den Gruppen ähnlich.
  • Die Ergebnisse bei den sekundären Studienzielen entsprachen weitgehend denen beim Gewichtsverlust. So war die Fettmasse mit 5,9 gegenüber 4,5 Kilogramm zwar nach 12 Monaten zusätzlichem Intervallfasten tendenziell stärker reduziert. Ebenso wie bei der fettfreien Körpermasse, dem abdominal viszeralen Fett, Blutdruck, Nüchternblutzucker etc. waren die Unterschiede aber nicht signifikant.
  • Unter den beiden Diäten traten nur leichte Nebenwirkungen wie Fatigue, Schwindel oder Kopfschmerz auf. Auch deren Häufigkeit war in beiden Gruppen ähnlich.

Klinische Bedeutung

Gemäß dieser, an chinesischen Probanden gewonnenen Daten, bietet die zusätzliche zeitliche Einschränkung der Essenszeiten bei einer kalorienreduzierten Diät keinen deutlichen Vorteil. Ob das alleinige Intervallfasten eine Alternative zu herkömmlichen kalorienreduzierten Diäten sein könnte, wurde hier allerdings nicht überprüft.

Finanzierung: Forschungsgelder und Stipendien unter anderem vom National Key Research and Development Project und der Southern Medical University, China.