In bislang größter Studie: Vitamin D-Supplementierung ohne Einfluss auf die Frakturrate
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
In der bislang größten Studie zum Thema hatten Menschen in mittlerem Alter, die täglich 2000 IU Vitamin D3 einnahmen nach einer medianen Nachverfolgung von 5,3 Jahren nicht weniger Frakturen, als die Empfänger eines Placebos.
Hintergrund
Vitamin D ist eines der beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel und wird in den USA von etwa einem Drittel der über 60jährigen eingenommen. Es wird weithin empfohlen, um die Knochen gesund zu erhalten, doch seien die Daten dazu inkonsistent, schreiben die Autoren der aktuellen Geschichte.
Design
Zusätzliche Auswertung der Ergebnisse der Vitamin D und Omega-3-Studie (VITAL), die randomisiert und kontrolliert im 2 x 2-Design ursprünglich das Krebs- und Herzrisiko unter 2000 IU täglich an Vitamin D3 bzw. 1 Gramm an n-3-Fettsäuren erforschen sollte. Nun ging man der Frage nach, ob eine Nahrungsmittelergänzung mit Vitamin D das Risiko von Frakturen gegenüber der Gabe von Placebo senken konnte. Die Teilnehmer waren in den USA wohnhafte Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahren, und bei der Rekrutierung hatte man weder nach Vitamin-D-Defizienz gefragt noch nach niedriger Knochenmasse oder Osteoporose.
Ergebnisse
- Unter den 25871 Teilnehmern wurden während einer medianen Nachverfolgungszeit von 5,3 Jahren 1991 Frakturen bei 1551 Personen bestätigt.
- Mit 769 Ereignissen gegenüber 782 unter Placebo hatte die Supplementierung mit Vitamin D keinen signifikanten Effekt auf das Frakturrisiko. Das Chancenverhältnis HR betrug 0,98, das 95%-Konfidenzintervall 0,89 – 1,08 (P = 0,70).
- Auch bei separater Betrachtung der Nicht-Wirbelbrüche und der Hüftfrakturen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Vitamingabe und Placebo: HR 0,97 (95%-KI 0,87 – 1,07) und HR 1,01 (95%-KI 0,70 – 1,47).
- Unterschiedliche Charakteristika zu Studienbeginn wie Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, BMI und auch die Serum-Spiegel an 25-Hydroxyvitamin D hatten keinen Einfluss auf den Behandlungseffekt.
- Bei den Nebenwirkungen gab es keine substanziellen Unterschiede zwischen den Gruppen.
Klinische Bedeutung
Bei gesunden, nicht auf Vitamin-D-Defizienz, Osteoporose oder niedrige Knochenmasse selektierten Erwachsenen mittleren Alters, kann eine Supplementierung mit Vitamin D3 das Risiko von Frakturen nicht signifikant senken, folgern die Autoren. Dies galt auch für die 20 % der Teilnehmer, die zusätzlich noch 1,2 Gramm Calcium / Tag einnahmen. In einem begleitenden Kommentar weisen Steven R. Cummings und Clifford Rosen (UC San Francisco) darauf hin, dass VITAL wegen ihrer Größe und ihres Erfolges bis heute die „definitivste“ Studie zu dieser Frage sei. Ihr Rat lautet: „Die Leute sollten aufhören, Vitamin D-Supplemente einzunehmen, um ernsthafte Krankheiten zu vermeiden oder ihr Leben zu verlängern.“
Finanzierung: National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Diseases.
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