Impfstoffe: Booster gegen COVID-19 und erstmals eine Malaria-Vakzine

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Kernbotschaften

Die STIKO empfiehlt nun eine COVID-19-Auffrischimpfung für Personen ≥ 70 Jahre sowie für bestimmte Indikationsgruppen; ausserdem rät sie, Personen, die mit der COVID-19 Vaccine Janssen geimpft wurden, eine zusätzliche mRNA-Impfstoffdosis zu verabreichen. Bisher hatte die STIKO nur Menschen mit geschwächtem Immunsystem empfohlen, sich erneut gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Ein besonders erfreuliche Botschaft hat diese Woche die WHO verkündet: In diesem Fall geht es aber nicht um COVID-19, sondern um die Malaria.

Die Empfehlungen der STIKO

Generell schützen die COVID-19-Impfstoffe effektiv und anhaltend vor schweren Erkrankungen und Tod durch die Infektionskrankheit. Die Impfung schützt zudem vor einer SARS-CoV-2 Infektion und reduziert so auch das Übertragungsrisiko von Geimpften auf deren Kontaktpersonen. Allerdings zeigt sich, dass der Impfschutz mit der Zeit insbesondere in Bezug auf die Verhinderung asymptomatischer Infektionen und milder Krankheitsverläufe nachlässt. Bei älteren Menschen fällt die Immunantwort nach der Impfung insgesamt geringer aus; Impfdurchbrüche können häufiger auch zu einem schweren Krankheitsverlauf führen. Daher soll laut STIKO folgenden Personen eine Auffrischimpfung angeboten werden:

  • Personen im Alter von ≥ 70 Jahren
  • BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen. Aufgrund des erhöhten Ausbruchspotentials sind hier auch BewohnerInnen im Alter von < 70 Jahren eingeschlossen.
  • Pflegepersonal und andere Tätige mit direktem Kontakt mit den zu Pflegenden in ambulanten, teil- oder vollstationären Einrichtungen der Pflege für (i) alte Menschen oder (ii) für andere Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Krankheitsverläufe
  • Personal in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patientenkontakt

Die Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff soll frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung erfolgen, unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor verwendet wurde. Bei mRNA-Impfstoffen soll möglichst der bei der Grundimmunisierung verwendete Impfstoff zur Anwendung kommen.

Optimierung der Grundimmunisierung mit der COVID-19 Vaccine Janssen

Im Verhältnis zur Zahl der verabreichten Impfstoffdosen werden in Deutschland die meisten COVID-19-Impfdurchbruchs-Erkrankungen bei Personen beobachtet, die mit der COVID-19 Vaccine Janssen geimpft wurden. Weiterhin wurde für den Janssen-Impfstoff im Unterschied zu den anderen zugelassenen Impfstoffen eine vergleichsweise geringe Impfstoffwirksamkeit gegen die Delta-Variante beobachtet. Aufgrund des ungenügenden Impfschutzes nach der bislang bei diesem Impfstoff nur einen empfohlenen Impfstoffdosis empfiehlt die STIKO, eine Grundimmunisierung mit der COVID-19 Vaccine Janssen mit einem mRNA-Impfstoff als weitere Dosis zu optimieren. Personen, die bisher eine Impfstoffdosis der COVID-19 Vaccine Janssen erhalten haben, sollen eine zusätzliche mRNA-Impfstoffdosis ab vier Wochen nach der Janssen-Impfung erhalten.

Der Beschlussentwurf und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung sind heute in ein Stellungnahmeverfahren betroffener Fachkreise und der Bundesländer gegangen. Änderungen sind daher noch möglich. Die endgültige Aktualisierung der STIKO-Empfehlung erscheint zeitnah im „Epidemiologischen Bulletin“.

Erstmals eine WHO-Empfehlung für einen Malaria-Impfstoff 

Ein richtiges „Highlight“ für die Impfstoff-Forschung und vor allem für Millionen von Menschen hat diese Woche die WHO verkündet: Erstmals empfiehlt sie einen Malaria-Impfstoff, dessen Nutzen in Studien und in einem Pilotprogramm in Ghana, Kenia und Malawi belegt wurde. Hunderttausende Kinder in den drei Staaten wurden vor ihrem zweiten Geburtstag bis zu viermal geimpft-Laut WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus ist das ein „historischen Moment. Den Impfstoff zusätzlich zu bereits getroffenen Malaria-Schutzmaßnahmen einzusetzen, könnte jedes Jahr Zehntausende junge Leben retten.“

In einer Phase-3-Studie habe der Impfstoff (RTS,S/AS01, Mosquirix) innerhalb von vier Jahren allerdings nur rund vier von zehn Malaria-Fällen und drei von zehn schweren Fällen verhindert, so die WHO. Der Bedarf an Bluttransfusionen sei um 29 Prozent reduziert  worden.

Den Impfstoff entwickelte das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline. Unterstützt wurde das Unternehmen von der Malaria-Impfstoff-Initiative der gemeinnützigen Organisation Path, die auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Geld erhält. Auch die Gates-Stiftung hat die Entwicklung des Mittels finanziell gefördert.

Wie das Mainzer Unternehmen Biontech im Sommer mitgeteilt hat, plant es eine Entwicklung eines Malaria-Impfstoffes, und zwar eines mRNA-Impfstoffes. Das erste Ziel des Forschungsprogramms bestehe in der Entwicklung eines sicheren und hochwirksamen mRNA-Impfstoffs mit länger anhaltender Immunität zur Vorbeugung von Malaria und krankheitsbedingter Sterblichkeit. Zu diesem Zweck werde das  Unternehmen mehrere Impfstoffkandidaten untersuchen. Diese könnten bekannte Malaria-Zielstrukturen wie das Circumsporozoiten-Protein (CSP) nutzen, aber auch neue Antigene verwenden. Der Start der klinischen Studie mit dem vielversprechendsten Kandidaten ist laut Biontech für Ende 2022 geplant.