Immunhemmung am Molekül OX40 stark wirksam bei Neurodermitis

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Der subkutan verabreichte, gegen das Oberflächenmolekül gerichtete Antikörper Rocatinlimab, führte bei Patienten mit Atopischer Dermatitis binnen 16 Wochen im Durchschnitt zu einer annähernden Halbierung der Krankheitsaktivität. Unter Placebo waren es dagegen nur 15 %. Die Wirkung hielt auch 18 Wochen nach Absetzen des Medikamentes an und war lediglich von milden Nebenwirkungen begleitet.

Hintergrund

Gegen Hautkrankheiten wie die Atopische Dermatitis haben sich in den vergangenen Jahren eine Reihe von gentechnisch hergestellten Antikörpern als wirksam erwiesen, die ein überschießendes Immunsystem zu dämpfen vermögen. Nach dem gleichen Prinzip könnte auch der maßgeschneiderte Antikörper Rocatinlimab funktionieren. Dieser nimmt mit dem, an der Aktivierung von inflammatorischen Zellen beteiligten Oberflächenmolekül OX40, ein neuartiges Angriffsziel ins Visier.

Design

Multizentrische, doppel-blinde, Placebo-kontrollierte Studie der Phase 2b an 65 Zentren in Nordamerika, Japan und Deutschland mit 274 Patienten (Durchschnittsalter 38 Jahre, 58 % männlich) mit moderater bis schwerer Krankheitsaktivität (definiert u.a. durch einen Eczema Area and Severity Index (EASI)-Wert von mindestens 16) und einjährigem ungenügendem Ansprechen auf topische Arzneien. Sie erhielten 18 Wochen lang subkutan Rocatinlimab alle 4 Wochen in einer Dosierung von 150 mg oder 600, oder alle 2 Wochen in einer Dosierung von 300 mg oder 600 mg, oder Placebo. Es folgten für die Placeboempfänger 18 Wochen aktiver Behandlung, wobei die Nachbeobachtungszeit für alle Gruppen 20 Wochen betrug.

Ergebnisse

  • Das primäre Studienziel war die prozentuale Veränderung des EASI-Wertes nach 16 Wochen. Sie betrug:
    • unter Placebo: -15 (95%-Konfidenzintervall – 28,6 bis – 1,4),
    • Rocatinlimab 150 mg / 4 Wochen: -48,3 (95%-KI -62,2 bis -34,0),
    • Rocatinlimab 600 mg / 4 Wochen: -49,7 (95%-KI -64,3 bis -35,2),
    • Rocatinlimab 300 mg / 2 Wochen: -61,1 (95%-KI -75,2 bis -47,0),
    • Rocatinlimab 600 mg / 2 Wochen: -57,4 (95%-KI -71,3 bis -43,4).
  • Alle Vergleiche von Rocatinlimab gegen Placebo waren statistisch hochsignifikant (p < 0,0001 bis 0,0003).
  • Nebenwirkungen, die in der doppelblinden Studienphase bei ≥ 5 % der Patienten unter Rocatinlimab häufiger auftraten als unter Placebo waren: Pyrexie (36 %), Nasopharyngitis (30 %), Frösteln (24 %), Kopfschmerzen (19 %), Aphten (15 %) und Übelkeit (13 %).

Klinische Bedeutung

Die Verbesserungen unter Rocatinlimab liegen in der gleichen Größenordnung wie sie mit anderen immunmodulatorischen Antikörpern erzielt wurden, und auch in der Verträglichkeit gib es keine gravierenden Unterschiede. In einer begleitenden Pressemitteilung hob die Erstautorin Emma Guttman von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai (New York) hervor, dass man nach 36 Wochen nicht nur Verbesserungen bei allen primären Endpunkten gesehen habe. „Es ist auch eine Arznei, die mit der Zeit besser wird, was unter den gegenwärtig verfügbaren Behandlungsoptionen wirklich ungewöhnlich und einzigartig ist.“ Noch im Jahr 2023 will man eine Phase-3-Studie beginnen, bei der eine größere Zahl von Patienten eingeschlossen wird, mit längerer Nachbeobachtung unter Einschluss einer Kombinationstherapie wie etwa topischen Kortikosteroiden.

Finanzierung: Kyowa Kirin.