Im weltweiten Durchschnitt scheinen die Mortalität und die Morbidität durch Epilepsien zu sinken
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die Global Burden of Diseases Study hat anhand zahlreicher unterschiedlicher Quellen die Krankheitsbelastung durch die idopathische Epilepsie geschätzt und nennt eine Zahl von weltweit 45,9 Millionen Betroffenen. Die Prävalenz hat sich demnach zwischen 1990 und 2016 nicht signifikant verändert, die altersstandardiserte Mortalität und der Verlust an, für Behinderungen adjustierten, Lebensjahren verringerten sich aber um etwa 20 %.
Hintergrund
Krampfanfälle und andere Folgen einer Epilepsie können zu vorzeitigen Todesfällen und bleibenden Behinderungen führen. Die Quantifizierung der Krankheitslast ist Voraussetzung für die Bedarfsplanung und eine effiziente Allokation der Ressourcen im Gesundheitswesen.
Design
Auswertung der Daten der Global Burden of Diseases, Injuries, and Risk Factors Study für 195 Länder und Territorien mit dem Ziel, die Belastungen durch sowohl ideopathische als auch sekundäre Epilepsien in Form des Verlustes an für Behinderungen adjustierten Lebenjahren (DALYs) zu erheben und aufzuschlüsseln.
Hauptergebnisse
- Im Jahr 2016 lebten weltweit 45,9 Millionen Menschen mit einer Epilepsie (95%-Konfidenzintervall 39,9 – 54,6 Mio.) Die altersstandardisierte Prävalenz beträgt 621,5 / 100.000 Einwohner. An einer aktiven idiopathischen Epilepsie litten 24,0 Millionen dieser Patienten (Prävalenz 326,7). Die Unterschiede zwischen reichen und armen Ländern waren dabei gering.
- Die Prävalenz nimmt mit dem Alter zu, und erreichte Höchstwerte im Alter von 5 – 9 Jahren (Prävalenz 374,8) sowie jenseits von 80 Jahren (545,1).
- Mit altersstandardisierten Prävalenzraten von 329,3 bzw. 318,9 war die aktive idiopathische Epilepsie bei Männern fast gleich häufig wie bei Frauen.
- Die altersstandardisierte Mortalitätsrate war dagegen bei Männern mit 2,09 / 100.000 deutlich höher als bei Frauen (1,40). Für beide Geschlechter zusammen betrug der Wert 1,74.
- Altersstandardisierte DALYs beliefen sich auf 182,6 / 100.000 insgesamt und waren bei Männern mit 201,2 ebenfalls höher als bei Frauen (149,0).
- Zwischen 1990 und 2016 nahm die altersstandardisierte Prävalenz um 6 % zu, mit einem 95% KI von – 4,0 bis 16,7 war diese Veränderung aber nicht signifikant. Die altersstandardisierte Mortalität und DALYs verringerten sich in diesem Zeitraum dagegen signifikant um 24,5 bzw. 19,4 %.
Klinische Bedeutung
Die Krankheitslast durch die Epilepsie hat sich weltweit im Verlauf von 26 Jahren verringert, doch bleibt sie eine wichtige Ursache für Behinderungen und Mortalität. Eingeschränkt wird diese Aussage dadurch, dass die Datenerhebung für die Global Burden of Diseases Study nicht standardisiert ist und man sich auf die unterschiedlich belastbaren Angaben der einzelnen Länder verlassen muss. So gibt es beispielsweise keinen ersichtlichen Grund, warum im Untersuchungszeitraum die Zahl der Toten in Deutschland um 51,6 % gestiegen ist, während das Nachbarland Frankreich ein Plus von 4,9 % vermeldet und die Schweiz einen Rückgang der Mortalität um 40,3 %.
Finanzierung: Bill & Melinda Gates Foundation.
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