Im Fokus: schnellere Notfallversorgung, Demenz und Endometriose

  • Dr. med.Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Patienten sollen in medizinischen Notfällen an Krankenhäusern künftig schneller und effektiver versorgt werden. Dafür sollen flächendeckend integrierte Notfallzentren (INZ) sowie integrierte Leitstellen (ILS) aufgebaut werden. Das empfiehlt die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“. Es komme darauf an, dass die Notfall- und Akutversorgung rund um die Uhr in der Lage ist, Hilfesuchende unmittelbar zielgerichtet zur richtigen Versorgung zu steuern, heißt es in der Stellungnahme unter dem Titel „Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland – Integrierte Notfallzentren und Integrierte Leitstellen“. 

Die Vorschläge der Regierungskommission: 

1. Flächendeckender Aufbau von integrierten Leitstellen (ILS)

Hilfesuchende, die sich in einem Notfall an den Rettungsdienst (112) oder an den kassenärztlichen Notdienst (116117) wenden, sollen initial durch eine integrierte Leitstelle nach telefonischer oder telemedizinischer Ersteinschätzung der für sie am besten geeigneten Notfallstruktur zugewiesen werden.

2. Aufbau von sog. integrierten Notfallzentren (INZ) an Krankenhäusern der erweiterten und umfassenden Notfallversorgung

INZ sollen aus einer Notaufnahme des Krankenhauses, einer KV-Notfallpraxis sowie einem „Tresen“ als zentrale Entscheidungsstelle bestehen. Die Beteiligung sowohl der KVen als auch der Krankenhäuser am INZ ist verpflichtend. Zudem sollen integrierte Notfallzentren für Kinder- und Jugendmedizin (KINZ) an Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin sowie Krankenhäusern mit einer pädiatrischen Abteilung aufgebaut werden.

Verliert Deutschland seine Attraktivität als Forschungsstandort? Die Expertenkommission Forschung und Innovation befürchtet es. Diese Woche hat sie ihr aktuelles Jahresgutachten an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben. Die Übergabe steht im Schatten der jüngst bekannt gewordenen BioNTech-Entscheidung, seine Krebsforschung nach Großbritannien zu verlagern. Die Expertenkommission sieht in dieser aktuellen Entwicklung ein klares Indiz für die Dringlichkeit ihrer Empfehlungen. „Die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation sind in Teilen nicht mehr zeitgemäß. Der Fall BioNTech legt bei uns bestehende Defizite auf schmerzhafte Weise offen. Wenn Deutschland als Standort für zukunftsweisende Schlüsseltechnologien in der ersten Liga spielen will, muss hier schnell und grundlegend nachgebessert werden“, so in einer Mitteilung der Vorsitzende der Expertenkommission Prof. Dr. Uwe Cantner von der Universität Jena.

Dabei geht es gar nicht so sehr ums Geld, wie der Fall BioNTech zeigt. „Fehlende Fördermittel sind nicht das Problem“, so Uwe Cantner. Auch an medizinischen Infrastrukturen und Kompetenzen besteht in Deutschland kein Mangel. „Es sind vor allem die defizitäre Digitalisierung sowie schleppende administrative Verfahren in Kombination mit immer kleinteiligeren Regulierungsvorgaben, die die Gesundheitsforschung in Deutschland behindern und dafür sorgen, dass innovative Verfahren nicht oder nicht schnell genug in die Anwendung kommen.“ So ist die Durchführung klinischer Studien in Deutschland mit einem deutlich höheren administrativen Aufwand verbunden als in anderen europäischen Ländern. Hinzu kommt, dass die für Forschung so wichtige Datenerhebung und -nutzung durch die schleppende Digitalisierung sowie komplexe Datenschutzvorgaben ausgebremst wird. BioNTech hat selbst auf die deutlich forschungsfreundlicheren Rahmenbedingungen in Großbritannien hingewiesen. „Ich befürchte“, so Uwe Cantner, „dass BioNTech nicht das letzte Unternehmen sein wird, das seine Forschungsaktivitäten ins Ausland verlagert“.
 

Grundlegende Anforderungen der Bundesregierung aus der Nationalen Demenzstrategie sind in den deutschen Krankenhäusern umgesetzt. In der Verbreitung und Durchdringung demenzsensibler Maßnahmen bestehen vielerorts aber noch Verbesserungspotenziale. Das ist das Ergebnis einer Repräsentativbefragung deutscher Krankenhäuser zum Umsetzungsstand der Nationalen Demenzstrategie. Positiv hervorzuheben sind unter anderem die Angebote zur Fortbildung des Personals, der standardmäßige Einsatz von Kurzscreenings und die Einbindung von Bezugspersonen in den Behandlungsprozess. Verbesserungspotenziale zur Anpassung der Behandlungspfade an die besonderen Bedürfnisse der eingeschränkten Patienten bestehen vor allen noch bei einer geringeren Taktung von Untersuchungen, besonderen Aktivierungs- und Beschäftigungsangeboten, bei Prozessen im Delirmanagement und im Fortbildungsangebot für ehrenamtliche Helfer. „Gerade im Bereich der persönlichen Betreuung gibt es noch Ausbaupotential. Das zeigt ein weiteres Mal, wie wichtig es ist, den Fachkräftemangel im Krankenhaus anzugehen. Auch der Umbau der Gebäude ist kostenintensiv. Demenzkranke benötigen besonders gestaltete Räume, Sitzecken und eine stressfreie Umgebung, die die Orientierung erleichtert. Der überwiegende Teil der Krankenhäuser hat hier bereits vieles umgesetzt. Aber angesichts einer riesigen Investitionslücke von drei Milliarden Euro ist dies für die Krankenhäuser eine große Herausforderung“, betont auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaß.


Da die strukturellen Gegebenheiten für eine flächendeckende und effektive Diagnostik und Therapie der Endometriose im deutschen Gesundheitssystem bisher unzureichend sind, haben die Arbeitsgemeinschaft Endometriose e.V. (AGEM) und die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie e.V. (AGE) der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. jetzt ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht. Darin werden ganz konkrete Vorschläge zur Anpassung genannt. Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) unterstützen das Papier. 

„In unserem Gesundheits- und Honorierungssystem müssen die Komplexität der Diagnostik und Behandlung der Endometriose deutlich besser abgebildet werden. Um betroffene Frauen möglichst frühzeitig besser diagnostizieren zu können und eine adäquate Therapie einleiten zu können, sind in den Praxen extrabudgetäre Leistungskomplexe um Früherkennung und Anamnese notwendig“, so Dr. Klaus Doubek, Präsident Berufsverband der Frauenärzte e.V (BVF)

Die chronisch-entzündliche, östrogenabhängige Erkrankung von Frauen während der reproduktiven Lebensphase betrifft Schätzungen zufolge 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung. Damit zählt Endometriose zu den häufigsten gutartigen gynäkologischen Leiden. Man geht von ca. 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus. Aktuell sind etwa 2 bis 4 Millionen Frauen in Deutschland betroffen.