Höchste Priorität: Einführung der ePA
- Presseagentur Gesundheit (pag)
- Im Diskurs
Mit seinen richtungsweisenden Stellungnahmen zur Entwicklung der Pandemie bereitet der Corona-Expertenrat der Bundesregierung den Boden für wichtige politische Beschlüsse. Dieses Mal nutzt das Gremium die Gelegenheit, der Politik in einer gesonderten Stellungnahme Dampf zu machen. Anlass ist die noch immer unzureichende Datenlage rund um das Pandemiegeschehen – und darüber hinaus.
Während sich das Gesundheitssystem auf der Versorgungsseite als leistungsfähig und belastbar erwiesen hat, verzeichnet Deutschland in den Bereichen Datenerhebung und -nutzung nach Ansicht des Expertenrats weiterhin große Defizite. So bestehe auch zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie noch immer „kein Zugang zu einigen wichtigen, aktuellen Versorgungsdaten“, heißt es in dem dreiseitigen Papier des wissenschaftlichen Expertengremiums, das die Bundesregierung seit Dezember zur Entwicklung und Bekämpfung der Corona-Pandemie berät. Dabei, so die Experten, seien die entsprechenden Informationen für ein effektives Pandemiemanagement und als Grundlage für politische Entscheidungen essenziell. Auch für wissenschaftliche Zwecke stünden die betreffenden Daten „entweder gar nicht, unvollständig oder nur mit erheblichem Zeitverzug“ maschinenlesbar zur Verfügung.
Experten fordern Ausweitung des Monitorings
Als positives Beispiel führen die Experten das Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin an. Mit diesem sei es „gelungen, in Deutschland Echtzeit-Daten zur Belegung der Intensivstationen zu generieren und damit ein Monitoring dieser wichtigen Ressource der politischen Entscheidungsebene und der Öffentlichkeit tagesaktuell zur Verfügung zu stellen“. Insbesondere vor dem Hintergrund der veränderten Infektionsdynamik durch Omikron sollte das Monitoring aus Sicht des Expertenrats jedoch schnellstmöglich auf alle Krankenhausbetten ausgeweitet werden. Hierfür könnten bereits etablierte Wege der Datenübertragung aus den Krankenhäusern genutzt werden, heißt es in der Stellungnahme. In Kombination mit tagesaktuellen Daten über Aufnahmen oder nosokomiale Infektionen mit SARS-CoV-2 ließe sich so „zeitnah eine suffiziente Datengrundlage zur tagesaktuellen Lagebeurteilung“ generieren. Darüber hinaus würden patientenindividuelle Daten zur anonymisierten Auswertung benötigt. Schließlich sei die Verknüpfung epidemiologischer und klinischer Daten für ein daten- und evidenzbasiertes Pandemiemanagement „von höchster Bedeutung“, unterstreicht der Expertenrat.
Daten aus anderen Ländern bergen Risiko
Dass Deutschland in der aktuellen Lage fast ausschließlich auf Daten aus dem Ausland angewiesen ist und sich zur Einschätzung der Omikron-Variante unter anderem an Untersuchungen aus Großbritannien und Dänemark bedient, ist nach Meinung des Expertengremiums nicht ohne Risiko. Denn die Übertragbarkeit solcher Untersuchungen sei aufgrund verschiedener Faktoren wie der Impfquote, der Altersstruktur oder der aktuell geltenden Infektionsschutz-Maßnahmen limitiert, was die Möglichkeit von Fehleinschätzungen impliziere.
Höchste Priorität für die ePA
Mittelfristig sollte nach Ansicht des Expertenrats vor allem die elektronische Patientenakte für einen Daten- und Digitalisierungsschub im Gesundheitswesen sorgen. Hierzu heißt es in der Stellungnahme: „Gesundheitsdaten sollten möglichst zeitnah einzelfallbasiert und vollständig in Form einer elektronischen Patientenakte vorliegen und neben dem Zweck der verbesserten Patientenversorgung auch für die anonymisierte wissenschaftliche Auswertung zugänglich sein.“ Die Einführung der ePA müsse daher „mit höchster Priorität“ umgesetzt werden, mahnt der Expertenrat. Weitere Verzögerungen seien mit einem modernen Gesundheitswesen und Pandemiemanagement nicht mehr vereinbar.
Link zur Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Dringende Maßnahmen für eine verbesserte Datenerhebung und Digitalisierung. 22. Januar 2022, 3 Seiten. https://www.bundesregierung.de/resource/blob/974430/2000794/f189a6b7b0f581965f746e957db90af7/2022-01-22-nr-4expertenrat-data.pdf?download=1
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