Hochsensibler Test auf Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung über Tränenflüssigkeit entwickelt
- Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Krankhaft veränderte Moleküle einer Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJK) in Körperflüssigkeiten nachzuweisen, war bisher nur mit Liquor möglich, oft schmerzhaft für die Patienten und nicht ohne potenzielle Komplikationen. Frühtests auf CJK sind deshalb nur praktikabel, wenn sich das Probenmaterial leicht gewinnen lässt. Nun ist eine Proteinamplifikationsmethode weiterentwickelt worden, mit der sich CJK-spezifische Proteine in Tränenflüssigkeit nachweisen lassen. Der Test ist hoch sensitiv und spezifisch, ein positiver Befund ein starker Hinweis auf CJK (N Engl J Med; DOI: https://doi.org/10.1056/NEJMc2214647).
Hintergrund
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) gehört zu den transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE). Ursache sind fehlgefaltete Prionproteine (Tauproteine). Die Krankheit kann ohne erkennbare äußere Ursache auftreten (sporadische CJK), aber auch vererbt (hereditäre CJK) oder übertragen werden (erworbene CJK). Nach dem Rückgang der durch Rinder-BSE übertragenen neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJK) ist die CJK in Deutschland selten. Bis zu 180 Erkrankungen gibt es jährlich, am häufigsten sporadische Formen. Bestimmte Polymorphismen im Prionproteingen (PRNP) erhöhen die Suszeptibilität für CJK, darunter die Mutation E200K. Sie ist, vor allem in homozygoter Form, mit hohen Konzentrationen von Tauproteinen assoziiert. Klinische Symptome können zunächst Depression, unangebrachtes Verhalten und emotionale Labilität sein, im weiteren Verlauf Demenz, Ataxie und Dysarthrie.
Derzeit werden medikamentöse Therapiestrategien erprobt, die allerdings nur in frühen Stadien der Erkrankung erfolgversprechend sind. Am Nationalen Referenzzentrum für TSE in Göttingen ist ein Frühtest auf CJK entwickelt worden, der mit Tränenflüssigkeit erfolgen kann.
Design
Weiterentwicklung der „Real Time Quaking-Induced Conversion (RT-QuIC)“ Amplifikation mit E200K als Zielprotein; dabei werden die selbstreplizierenden Eigenschaften des pathologischen Prionproteins nachgeahmt und dessen Menge durch mehrere Amplifikationsschritte bis zur Detektionsgrenze angereichert.
Prüfung des Tests bei Patienten mit sporadischer CJK (n = 9), hereditärer CJK (n = 4) sowie gesunden Trägern einer Prionproteingen-Mutation (n = 5) und in Kontrollpersonen mit anderen neurologischen Erkrankungen (n = 26)
Hauptergebnisse
Der RT-QuIC-Test war positiv bei 8 von 9 Patienten mit sporadischer CJK, 3 von 4 Patienten mit hereditärer CJK und bei 4 von 5 gesunden PRNP-Mutationsträgern.
Bei allen Kontrollpersonen war der Test negativ.
Eine Validierung des Tests erfolgte mit weiteren Patienten und PRNP-Trägern und 68 Kontrollpersonen mit anderen neurologischen Erkrankungen.
Es ergibt sich eine Sensitivität von 84-89 % und eine Spezifität > 99 %.
Anschließende Liquoruntersuchungen mit derselben Methode ergaben intensivere Signale als die Tests an Tränenflüssigkeit.
Zwischen symptomatischen und asymptomatischen PRNP-Mutationsträgern gab es im RT-QuIC-Test keine wesentlichen Unterschiede bei der Signalintensität.
Klinische Bedeutung
„Für die CJK-Diagnostik mit der RT-QuIC-Methode wird schon seit längerem nach einfach zu sammelnden Körperflüssigkeiten als Alternative zum Nervenwasser gesucht“, erläutert Inga Zerr, Senior-Autorin der Publikation und Leiterin der Prionforschungsgruppe in der Klinik für Neurologie der UM Göttingen. „Tränenflüssigkeit ist ideal. Sie ist vergleichsweise leicht zu sammeln und enthält wenig störende Faktoren wie Blutzellen. Allerdings ist die Konzentration an den Eiweißen, die wir nachweisen wollen, sehr gering, das war die Herausforderung für die Weiterentwicklung des Tests.“
Zur Absicherung und um andere potenzielle neurologische Differenzialdiagnosen auszuschließen, müsse anschließend auch Liquor untersucht werden.
Zur Perspektive der Testmethode meint Inga Zerr: „Wir gehen davon aus, dass die Analyse von Tränenflüssigkeit in Zukunft auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie der Parkinson- und Alzheimer-Krankheit an Bedeutung gewinnen wird.“
Finanzierung: öffentliche Mittel
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