HIV: Personalisierte Therapie soll helfen, Nebenwirkungen zu verringern

  • Dr. Stefanie Reinberger
  • Medizinische Nachrichten
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Kernaussagen

  • Eine Pilotstudie aus der Schweiz belegt, dass es bei bestimmten HIV-Patienten mit frühem Therapiebeginn und niedriger Viruslast möglich ist, auf eine Monotherapie mit Dolutegravir umzustellen.

  • Die Monotherapie mit dem Integrase-Hemmer war in dieser Patientengruppe ebenso wirksam wie das Fortführen der Kombinationstherapie (cART).

Hintergrund

Seit mehr als 20 Jahren werden HIV-positive Menschen mit einer Kombination von drei verschiedenen antiviralen Medikamenten aus mindestens zwei Wirkstoffklassen behandelt. Die Kombinationstherapie wird weltweit empfohlen. Ziel ist, die Viruslast im Blut niedrig zu halten, das Immunsystem zu stärken und das Fortschreiten der Infektion zu einer AIDS-Symptomatik zu verhindern.

Frühere Studien mit chronisch HIV-Infizierten haben belegt, dass eine Kombinationstherapie einer Monotherapie überlegen ist. Die vorliegende Studie hat überprüft, ob bei HIV-Patienten, die bereits in den ersten 180 Tagen nach der Infektion mit der Kombinationstherapie begonnen haben, eine Umstellung auf eine Monotherapie mit Dolutegravir möglich ist. Diese Patientengruppe hat durch die Frühtherapie ein kleines latentes HIV-Reservoir. Dadurch besteht eine geringere genetische Vielfalt. Außerdem kommt es seltener zur Reaktivierung von Viren aus latent infizierten Zellen. Die Hoffnung ist, durch die Monotherapie mögliche Nebenwirkungen zu senken.

Studiendesign

Die Early Simplified Studie ist eine randomisierte Open-label Studie. Sie wurde mit 101 Probanden aus der Zurich Primary HIV Infection Study (ZPHI) durchgeführt. Alle Studienteilnehmer hatten sich frisch mit HIV infiziert und die HIV-Kombinationstherapie innerhalb von 180 Tagen nach der Infektion begonnen. Ein weiteres Kriterium war, dass die Probanden seit mehr als einem Jahr eine unterdrückte Viruslast aufweisen mussten. Bei 68 Personen wurde die bisherige Kombinationstherapie durch eine Monotherapie mit Dolutegravir ersetzt. 33 Teilnehmer führten die Kombinationstherapie unverändert fort.

Hauptergebnisse

  • Nach 48 Wochen hatten 100% der Patienten mit Dolutegravir-Monotherapie virologisch auf die Behandlung angesprochen. Bei allen Probanden war die Viruslast im Blut und – soweit untersucht – im Liquor unterdrückt.

  • Bei den Probanden mit Kombinationstherapie war die Viruslast ebenfalls unterdrückt.

  • Es gab zwischen beiden Gruppen keinen Unterschied im Ansprechen auf die Therapie.

Klinische Bedeutung

Die Studienautoren folgern, dass eine Dolutegravir-Monotherapie für diese spezielle Patientengruppe mit frühem Therapiebeginn möglich ist. Sie gehen davon aus, dass ein beträchtlicher Anteil der HIV-Patienten weltweit übertherapiert wird.

Limitierung

Die Pilotstudie hatte eine kurze Laufzeit von 48 Wochen. Die Studie wird über weitere drei Jahre fortgeführt, um Langzeitdaten zu gewinnen.

Finanzierung: keine Angaben