Herzsymptome bei Long-COVID: Steckt eine subtile Myokarditis dahinter?
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Kardiale Symptome wie Belastungsintoleranz, Herzrasen oder Brustschmerzen, die auch nach Abklingen eines milden COVID-Verlaufs noch über viele Monate bestehen bleiben, sind häufig auf eine subtile Myokarditis zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die jüngst in Nature Medicine publiziert wurde.
Dazu untersuchte ein Team um Valentina Puntmann und Eike Nagel vom Universitätsklinikum Frankfurt 346 Patienten - je zur Hälfte Frauen und Männer – im Alter zwischen 18 und 77 Jahren, jeweils rund vier und elf Monate nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion. Dafür wurden Laborwerte untersucht sowie eine Magnetresonanztomographie durchgeführt und die Beschwerden anhand standardisierter Fragenbögen erfasst und bewertet.
Hochauflösendes Kardio-MRT zeigt Auffälligkeiten
Von den Teilnehmern berichteten bei der Erstuntersuchung nach 109 Tagen 73 Prozent über kardiale Symptome, die vor COVID-19 nicht vorhanden waren. Dazu gehörten unter anderem Belastungsdyspnoe (62 %), Herzklopfen (28 %), atypische Brustschmerzen (27 %) und Synkopen (3 %). Verglichen mit Personen einer asymptomatischen Kontrollgruppe, hatten die Studienteilnehmer höhere Herzfrequenzen und höhere Bildgebungswerte oder Kontrastmittelanreicherung im hochauflösendem Kardio-MRT, was auf eine entzündliche Herzbeteiligung hinweise, so Puntmann. Eine strukturelle Herzerkrankung oder auffällige Laborwerte einschließlich C-reaktivem Protein (CRP), hochempfindlichem Troponin T und NT-proBNP waren bei den symptomatischen Personen allerdings selten.
Bei der Nachuntersuchung (329 Tage nach Infektion) hatten 57 % der Teilnehmer weiterhin anhaltende kardiale Symptome. Ein diffuses Myokard-Ödem war bei den Teilnehmern, die bei der Nachuntersuchung symptomatisch blieben, ausgeprägter als bei denjenigen, die eine Verbesserung der Symptome zeigten. Die diffusen, eher leichten entzündlichen Veränderungen gingen auch zu diesem Zeitpunkt nicht mit strukturellen Veränderungen der Herzklappen oder Herzwände einher.
Keine klassische virale Myokarditis
„Die Beschwerden der Patienten passen zu unseren medizinischen Befunden. Allerdings unterscheidet sich die durch das SARS-CoV-2-Virus hervorgerufene Herzentzündung offenbar von einer klassischen viralen Myokarditis, denn der Herzmuskel unserer Patientinnen und Patienten war weder tiefgreifend geschädigt noch in seiner Funktion beeinträchtigt,“ fasste Puntmann zusammen. Das Krankheitsbild erinnere eher an die Befunde bei chronischen diffusen Entzündungssyndromen wie etwa Autoimmunerkrankungen.
Welche Prozesse im Körper zugrunde liegen und welche langfristigen Folgen diese Form der Herzentzündung für die Betroffenen nach einer milden COVID-Infektion haben, kann laut der Wissenschaftlerin derzeit nur schwer abgeschätzt werden. Weitere Studien sollen hier „hoffentlich Klarheit verschaffen.“
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