Heranwachsende Opfer von Internetmobbing denken öfter an Suizid
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die Befragung von mehr als 10000 Heranwachsenden in den USA ergab, dass jeder 11. bereits Opfer von Internetmobbing wurde. Nach vollständiger Adjustierung für demographische, soziale und klinische Faktoren war die Suizidalität unter den Betroffenen etwa um 50 % erhöht.
Hintergrund
Mobbing, Bedrohungen und Verfolgung über das Internet – das sogenannte Cyberbullying – haben offenbar zugenommen und können bei den Betroffenen zu schweren psychischen Belastungen führen. Unklar ist jedoch, inwiefern dies unabhängig von anderen Faktoren mit der Suizidalität bei Heranwachsenden assoziiert ist.
Design
Querschnittsanalyse mit den Daten von 10414 Teilnehmern der Adolescent Brain Cognitive Development (ABCD)-Studie in den USA. Sie waren durchschnittlich 12,0 Jahre alt und zu 52,4 % männlich; die Datenerhebung durch Selbstbericht erfolgte zwischen Juli 2018 und Januar 2021.
Ergebnisse
- 7,6 % der Teilnehmer zeigten Hinweise auf Suizidalität.
- 8,9 % berichteten, Opfer von Internetmobbing zu sein, 0,9 % hatten dies selbst betrieben. Von den Tätern wiederum sagten 69 %, sie hätten selbst Cyberbullying erlitten.
- Nach Adjustierung für demographische Daten ergab sich ein für Suizidalität nach erfahrenem Internetmobbing ein Chancenverhältnis OR von 4,2 (95%-Konfidenzintervall 3,5 – 5,1; P < 0,001). Bei den Tätern war das Suizidalitätsrisiko dagegen nicht signifikant erhöht (OR 1,3; 95%-KI 0,8 – 2,3; P = 0,30).
- Die Assoziation von Suizidalität mit Cyberbulling blieb signifikant (P < 0,001) auch nach Adjustierung für negative Lebenserfahrungen, Familienkonflikte, schulische Umgebung und Diskriminierung aufgrund von Rasse oder ethnischer Zugehörigkeit: OR 2,5; 95%-KI 2,0 – 3,0. Wurden zusätzlich noch internalisierende und externalisierende Psychopathologien der Heranwachsenden berücksichtigt, so sank die OR auf 1,8 (95%-KI 1,4 – 2,4), blieb aber immer noch signifikant (P < 0,001).
- Eine erhöhte Suizidalität zeigten auch nach vollständiger Adjustierung die Opfer und Täter von Offline-Aggressionen (jeweils OR 1,5; 95%-KI 1,1 – 2,0).
Klinische Bedeutung
Internetmobbing ist bei Heranwachsenden mit einer deutlich erhöhten Suizidalität assoziiert – allerdings nur für die Opfer, und nicht für die Täter. Diese Information könne für Präventionsstrategien von Nutzen sein, schreiben die Autoren und legen nahe, dass Kliniker und Erzieher routinemäßig nach möglichem Cyberbullying fragen sollten.
Finanzierung: National Institute of Mental Health (NIMH), Lifespan Brain Institute des Children’s Hospital of Philadelphia und der Penn Medicine, University of Pennsylvania.
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