Hauttumoren: Im Fokus nicht-invasive Diagnostik und Künstliche Intelligenz
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Kernbotschaften
Die Früherkennung von Hautkrebs kann durch den Einsatz nicht-invasiver Diagnostik noch weiter verbessert werden. Mit modernen Bildgebungstechniken und künstlicher Intelligenz (KI) können Malignome der Haut und deren Vorstufen früh erkannt und zudem unnötige Exzisionen benigner Hautläsionen reduziert werden. Welche weiteren Vorteile die nicht-invasive Diagnostik hat, welche Voraussetzungen an technischer Ausstattung und Wissen im Umgang mit dieser nötig sind und welche Rolle KI in Zukunft für Diagnostik und Therapie in der Dermatologie haben könnte, sind Themen der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (26.-29.04. 2023 in Berlin).
Zur Früherkennung von Hautkrebs haben sich in den letzten Jahren insbesondere beim Melanom, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom (und der aktinischen Keratose als Vorstufe) neben der Auflichtmikroskopie nicht-invasive bildgebende oder physikalische Methoden der Routinediagnostik in spezialisierten Einrichtungen etabliert. Über 50 Kliniken und Praxen in Deutschland setzen die konfokale Lasermikroskopie (in vivo und ex vivo) und die optische Kohärenztomographie (OCT) bereits ein. Weitere innovative Bildgebungsverfahren erweitern neben der Multiphotonentomographie die nicht-invasive dermatologische Diagnostik: Line-field confocal OCT (LC-OCT), die Dermatofluoroskopie und die optoakustische Bildgebung.
„Die Bildgebung in der Dermatologie hat sich in den letzten 20 Jahren rasant entwickelt. Davon profitiert vor allem die Hauttumordiagnostik, aber mittlerweile auch die Diagnostik vieler entzündlicher Dermatosen“, erklärt laut einer Mitteilung der Fachgesellschaft Professor Dr. med. Julia Welzel, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg.
„In den letzten 30 Jahren haben wir eine Neue Welt, die moderne Bildgebung in der Dermatologie, erschließen dürfen“, so Julia Welzel und ihre Münchener Kollegin Elke Sattler in einem Zeitschriftenbeitrag zu bildgebenden Diagnostik in der Dermatologie. Zunächst hätten in der Dermatologie – wie vielen anderen Fachbereichen – nur der Ultraschall zur Verfügung gestanden, „der damals schon sehr hilfreich eingesetzt werden konnte zur Differenzialdiagnose von subkutanen Strukturen, etwa bei Zysten, Seromen, Lipomen, oder zur Abgrenzung von postinflammatorischen und metastatisch veränderten Lymphknoten“. Weiter Fahrt aufgenommen habe „die Reise dann mit der Wiederentdeckung und Weiterentwicklung der Dermatoskopie, wie wir sie heute kennen und schätzen, durch die Arbeit von W. Stolz et al. im Lancet im Jahr 1989“. Diese Technik habe „rasant neues Terrain erschlossen, mit der Möglichkeit, Farben, Formen und Strukturmerkmale in den oberen Hautschichten erkennen zu können, die uns entscheidende Hinweise liefern, zunächst bezüglich Hautkrebsdiagnostik, aber mittlerweile auch zu allen möglichen weiteren Entitäten, wie zum Beispiel zu auch inflammatorischen Dermatosen“. Seit diesem ersten Impuls seien die Publikationszahlen zur Dermatoskopie exponentiell gestiegen, „und die Auflichtmikroskopie ist aus unserem dermatologischen (aber auch aus dem allgemeinmedizinischen) Alltag nicht mehr wegzudenken“.
Die modernen Verfahren (laut Welzel „optische Biopsien“) erlaubten eine „umgehende Einordnung und eine schnelle Therapieentscheidung. Und das nicht-invasiv – also ohne Operation, Schmerzen und Narben“. Ein weiterer Vorteil: Diagnostik und Therapie könnten sofort bei einem Besuch erfolgen, ein Konzept, das sich unter dem Begriff „One stop shop“ zu etablieren beginnt.
„Die nicht-invasive Diagnostik ermöglicht es uns also ggf. sofort mit einer nicht-chirurgischen Therapie zu starten“, führt Welzel weiter aus. Ein Beispiel hierfür ist die Behandlung von Basalzellkarzinomen, der häufigsten Krebsform des Menschen, und von aktinischen Keratosen, beispielsweise mit dem Immuntherapeutikum Imiquimod, anderen örtlich anzuwendenden Chemotherapien oder einer Photodynamischen Therapie (PDT). Bei letzterer erfolgt die Behandlung von Tumoren und Tumorvorstufen des „weißen Hautkrebs“ in Kombination mit einem Photosensibilisator.
Weitere Vorteile sieht die Augsburger Dermatologin im Einsparpotential von Ressourcen: Durch Früherkennung sind keine großen Operationen erforderlich, und teure Systemtherapien können vermieden werden.
Die Auflichtmikroskopie ist eine Betrachtung der Haut mit einer Vergrößerungsoptik. Sie ist seit vielen Jahren zur Diagnostik etabliert. Da sie digitale Bilder liefert, wurde hierfür bereits KI zur Entscheidungsunterstützung integriert. KI-basierte Softwareanalysesysteme helfen beim Aufspüren initialer Melanome. Sequenzielle Videodermatoskopie und Ganzkörperfotografie nutzen ebenfalls digitale Auswertungstools mit KI und unterstützen damit die Arbeit der Dermatologin/des Dermatologen durch eine automatisierte Läsionserkennung und -verfolgung. „Die sequenzielle Videodermatoskopie in Kombination mit der Ganzkörperphotographie hat den Vorteil, alle Veränderungen im Zeitverlauf anzuzeigen, auch wenn typische Malignitätskriterien fehlen, die Pigmentmale jedoch eine morphologische oder farbliche Dynamik besitzen“, so Welzel.
Um die Methoden qualitätsgesichert einzusetzen, müssen Dermatologinnen und Dermatologen die Technik beherrschen, in der Indikationsstellung sicher sein, über die Evidenz Bescheid wissen und die Limitierungen kennen. „Neben vielen weiteren noch durchzuführenden Studien zum Einsatz nicht-invasiver Bildgebung müssen diese Fähigkeiten in der dermatologischen Aus- und Fortbildung noch stärker verankert werden“, ergänzt DDG-Präsident, Professor Dr. med. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg. Mit modernen bildgebenden Verfahren und dem Einsatz von KI zur automatisierten Analyse und klinischen Entscheidungsunterstützung kann die Zahl unnötiger Biopsien und Exzisionen bei gutartigen Läsionen verringert werden. „Mit diesen Techniken können wir die Frühdiagnostik sowie das Therapiemonitoring von Hauttumoren und zahlreichen anderen entzündlichen Dermatosen deutlich verbessern“, bilanziert Hertl.
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