Hörverlust: Demenzrisiko ohne Hörgeräte deutlich erhöht
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Ältere Menschen, die schlecht hören, aber keine Hörhilfen benutzen, haben ein um 40 % höheres Risiko, binnen 12 Jahren mit einer Demenzerkrankung diagnostiziert zu werden, als Leidensgenossen mit Hörgerät.
Hintergrund
Sowohl Hörverluste als auch Demenzen treten unter älteren Menschen sehr häufig auf. Unklar ist, wie groß der Einfluss verschiedener Mediatoren und Moderatoren auf diese Assoziation ist.
Design
Analyse anhand der Daten von 437.704 Teilnehmern der UK Biobank, einer Populations-basierten Kohortenstudie, für die von 2006 bis 2010 in England, Schottland und Wales Erwachsene zwischen 40 und 69 Jahren rekrutiert wurden. Geschätzt wurden die Chancenverhältnisse HR zwischen dem selbst berichteten Status bezüglich einer Hörhilfe zu Beginn der Studie und dem Risiko einer Demenz gemäß Klinikaufzeichnungen und Sterberegistern. Die mittlere Nachverfolgungszeit betrug 12,1 Jahre. Ebenfalls analysiert wurde der Einfluss der Mediatoren soziale Isolation, Einsamkeit und Stimmung, sowie der Moderatoren Ausbildung, Einkommen, Raucherstatus, Morbidität und Status des APOE-Allels.
Ergebnisse
- Teilnehmer mit Hörverlusten, aber ohne Hörhilfen hatten im Vergleich zu jenen mit Hörgeräten ein erhöhtes Demenzrisiko. Die Chancenverhältnisse und 95%-Konfidenzintervalle betrugen nach vollständiger Adjustierung 1,42 (1,29 – 1,56) und 1,04 (0,98 – 1,10). Als Referenz (HR 1,00) dienten Menschen ohne Hörverluste.
- Die gefundene Assoziation erstreckte sich über die Rate aller Demenzen, sowie auf alle untersuchten Untertypen (Alzheimer, vaskuläre Demenzen, und nicht-Alzheimer-nicht-vaskuläre Demenzen).
- Der Anteil des Demenz-Risikos, der einem Hörverlust zuzuschreiben war, wurde auf 29,6 % geschätzt.
- Die wichtigsten Mediatoren für die Assoziation zwischen Gebrauch einer Hörhilfe und Demenzen waren mit einem Anteil von 1,5 % eine reduzierte soziale Isolation, 2,3 % weniger Einsamkeit, und 7,1 % eine weniger depressive Stimmung.
Klinische Bedeutung
Eine frühere Meta-Analyse hatte bei Patienten mit Hörverlust bereits ein um 28 % erhöhtes Demenz-Risiko ausgemacht. Hier sind es 42 % für jene, die keine Hörhilfe benutzen. Ob der Zusammenhang ein kausaler ist, kann aber auch die aktuelle Studie nicht beantworten.
Finanzierung: National Natural Science Foundation of China und weitere, überwiegend chinesische Forschungsprogramme und -Stiftungen.
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